Jahrelang nutzten Unternehmen den Dezember, um sich mit Präsenten bei Kunden oder Geschäftspartnern zu bedanken. Mittlerweile halten auch Betriebe in Untertürkheim sich zurück. Spenden ersetzen Geschenke.

Hübsche Kalender, ein Kugelschreiberset, ein Fläschchen Wein, passend zum Advent einen Nussknacker oder ein Terminkalender für das kommendes Jahr – viele Firmenverantwortlichen machten und machen sich im Herbst Gedanken, womit sie sich zum Jahresende bei treuen Kunden oder guten Geschäftspartnern bedanken können. Teilweise werden mit diesen Aufmerksamkeiten bei Adventsfeiern auch die Tombolas für die Belegschaft bestückt.

 

Erholung von der Corona-Flaute

Doch nicht nur wegen Corona hat die Zahl dieser Art von Geschenken abgenommen. „Im Laufe der vergangenen Jahre hat die Tendenz, Weinpräsente zu bestellen und diese verschicken zu lassen, abgenommen“, sagt Andrea Salvi vom Weinfactum Bad Cannstatt. Dennoch sei das Weihnachtsgeschäft ein wichtiges Standbein. Denn ganz aus der Mode sei das Dankeschön-Geschenk der Firmen nicht gekommen. „Es gibt durchaus Unternehmen, die ihre Mitarbeiter oder Kunden großzügig beschenken“, sagt Salvi. Teilweise kann das Präsent von der Steuer abgesetzt werden. Im Kundenverkehr gilt: Pro beschenkter Person und Kalenderjahr dürfen die Kosten nicht höher als 35 Euro liegen. Anders sieht das bei Geschenken an Mitarbeiter aus. Dort gibt es bei Sachleistungen keine Preisgrenze – für das Unternehmen. Der Arbeitnehmer muss es ab einer bestimmten Höhe versteuern. Allerdings spürt Salvi oftmals eine gewisse Vorsicht im Umgang mit Alkohol. Statt zwei Flaschen Wein würden die Auftraggeber dann eher noch zu einer speziellen Schokolade oder anderen Spezialitäten greifen, die die Cannstatter Weinerzeuger bieten.

Auch bei Hochland-Kaffee hat sich die Corona-Delle bemerkbar gemacht. „Die Bestellungen unserer Firmenkunden haben aber langsam wieder angezogen“, sagt Birgit Krauße von Hochland. Nach zwei Jahren Pandemie und der wirtschaftlichen Krise sowie vielen Mitarbeitern im Homeoffice sei dies nicht verwunderlich.

Spenden statt Geschenke

„Verhalten“ im Vergleich zu den Jahren vor Corona nennt auch Wolfgang Kaiser von der Weinmanufaktur Untertürkheim die Auftragseingänge von Firmen. Ein großer Kunde habe sogar komplett abgesagt. Dieser habe auf karitative Aktionen zum Jahresende umgestellt, statt Grußkarten und Präsente an Kunden zu verschicken. Auch beim Collegium Wirtemberg ist ein Kunde abgesprungen. Der Grund: Das Unternehmen habe eine Spendenaktion zugunsten der Ukraine ins Leben gerufen. „Wir haben aber einen treuen Kundenstamm“, sagt Thomas Jud. Zwei größere Neuaufträge haben zudem dazu geführt, dass am dritten Adventswochenende einige Mitarbeiter in einer Gemeinschaftsaktion Geschenkkartons hübsch verpackt und versandfertig gemacht haben. Die Zeit drängt. „In der Woche vor Weihnachten gehen einige Empfänger unserer Weinpräsente bereits in Urlaub“, erklärt Jud die Eile.

Unterstützung für Kulturprojekt

Allgemein merkt der Handel: Die Themen Nachhaltigkeit und Compliance spielen eine wichtigere Rolle als noch vor einem Jahrzehnt. Die Volksbank am Württemberg hat sich deswegen entschlossen, auf die gewohnten „Aufmerksamkeiten“ zu Weihnachten zu verzichten. „Es ist nicht nachhaltig, Geschenke auszufahren. Wir geben diesen Betrag an zwei soziale Einrichtungen in unserem Verbreitungsgebiet weiter, mit dem Bedürftige unterstützt werden“, sagt der Marketing-Leiter Rainer Strauß. Ähnlich agiert die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Weihnachtsgeschenke an Geschäftspartner sind Ausnahmen. „Stattdessen wird der vorgesehene Betrag für ein soziales Projekt gespendet: In diesem Jahr wird die Kulturinsel Stuttgart unterstützt“, sagt LBBW-Pressereferent Alexander Braun.

Daimler und die Mitarbeiter der Mercedes-Benz AG gehen noch einen Schritt weiter: Die Beschäftigten werden selbst zu Weihnachtsmännern und beschenken Hilfsbedürftige. Bei der Aktion „Schenk ein Lächeln“ erfüllen sie Kinderwünsche – aus der eigenen Tasche. Azubis, Montagemitarbeiter, Verwaltungsangestellte und Vorstandschefs packen Päckchen, die an sozial benachteiligte Kinder aus der Region verteilt werden. Auch die Initiative „Pro Cent“ schüttet Spendengeld an karitative Projekte aus, die von den Mitarbeitern vorgeschlagen wurden. „Es gibt darüber hinaus zahlreiche Aktionen und Projekte unserer Kollegen, die von Teams in Eigenarbeit organisiert werden“, sagt der Pressesprecher Marco Löhrer.