Ägypten zeigt keine Angst vor europäischen Sanktionen, denn die reichen arabischen Golfstaaten wollen dem Land am Nil finanziell unter die Arme greifen. Besonders Saudi-Arabien tut sich hervor. Den Herrscher des Öls treiben drei Motive an.

Stuttgart - Ägypten gibt sich ungerührt. Man habe keine Angst vor europäischen Sanktionen, auch ein Ende der US-Militärhilfe lasse sich verschmerzen, brüsten sich die neuen Machthaber in Kairo. Denn sie wissen, die reichen arabischen Golfstaaten und Russland stehen bereit, kommende Lücken in Staatskasse und Kampfausrüstung auszugleichen.

 

Besonders Saudi-Arabien, Ursprungsland von Al-Kaida und momentan Hauptsponsor Tausender Gotteskrieger in Syrien, tut sich seit dem Sturz von Mohammed Mursi als Verteidiger Ägyptens und des von seinen Generälen ausgerufenen „Kampfes gegen den Terrorismus“ hervor. „Alle, die darüber nachdenken, ihre Unterstützung für Ägypten zu streichen, denen sagen wir, arabische Nationen sind reich, und sie werden nicht zögern, Ägypten zu Hilfe zu kommen“, erklärte der saudische Außenminister Prinz Saud al-Faisal bei seinem Besuch in Paris. Man erwarte von der Weltgemeinschaft, dass sie die Anstrengungen der ägyptischen Regierung unterstützt, „für Sicherheit, Stabilität und Wohlstand zu sorgen“.

Drei Motive

Zuvor hatte sich König Abdullah mit für ihn ungewöhnlich deutlichen Worten an die internationale Gemeinschaft gewandt. „Die ganze Welt soll wissen“, erklärte der 87-Jährige, „Saudi-Arabien steht zu seinen ägyptischen Brüdern in ihrem Kampf gegen Terrorismus und macht Front gegen jeden, der sich in deren innere Angelegenheiten einmischen will.“Drei Motive treiben die Diplomatie der Emirate und Saudi-Arabien. Sie alle befürchten einen kompletten Kollaps der öffentlichen Ordnung in Ägypten, dessen Schockwellen auch die Golfregion erfassen könnten. Zudem wollen die superreichen Ölherrscher verhindern, dass der politische Islam der Muslimbruderschaft eines Tages auch bei ihnen Wurzeln schlägt und ihre monarchische Erbmacht bedroht. Einzig Katar unterhält traditionell gute Beziehungen zu den Muslimbrüdern in Ägypten, griff dem Land zu Zeiten Mursis mit acht Milliarden Dollar unter die Arme und sieht sich nun im exklusiven Club des Golf-Kooperationsrates isoliert. Zum dritten hat König Abdullah mit dem Westen und speziell mit Amerika aus der Zeit der Revolution gegen Hosni Mubarak noch eine Rechnung offen.

Damals kam es zu einem wütenden Telefonat zwischen ihm und Präsident Barack Obama, weil Washington seinen treuen Verbündeten nach dreißig Jahren angesichts der Massenproteste binnen Tagen fallen ließ. Abdullah empfand dies als unverzeihlichen Verrat. Dem bedrängten Mubarak bot er an, einen Ausfall der US-Militärhilfe komplett zu übernehmen.