Der Platzverweis gegen Nick Woltemade gab der Partie des VfB gegen Werder Bremen die entscheidende Wendung. Ex-Schiri Manuel Gräfe spart nicht mit Kritik an der Schiedsrichterleistung.
Der große Aufreger im Bundesliga-Duell zwischen dem VfB Stuttgart und Werder Bremen schlägt auch am Tag nach dem späten 1:2 für die Gäste aus der Hansestadt Wellen. Nick Woltemade hatte in der 65. Minute seine zweite Gelbe Karte gesehen und musste gegen seinen Ex-Club vorzeitig vom Feld. In Unterzahl kassierten die Stuttgarter in der Nachspielzeit noch das zweite Gegentor – und die fünfte Heimpleite in Folge.
Aus Sicht der VfB-Verantwortlichen war die Szene (mit) spielentscheidend und dementsprechend machte sich hinterher Frust breit. „Man muss das Gefühl dafür haben, dass man das Spiel mit solch einer Entscheidung in eine andere Richtung lenken kann“, sagte etwa VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemut zur Entscheidung von Daniel Schlager, Woltemade frühzeitig in die Kabine zu schicken.
Gräfe: Platzverweis gegen Woltemade „überzogen“
Auch von anderer Seite gab es Kritik. Ex-Bundesliga Schiedsrichter Manuel Gräfe, der selten mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, fällte ein vernichtendes Urteil: Schlagers Platzverweis sei „überzogen und falsch“.
Seine Sicht der Dinge legte der 51-Jährige in einem ausführlichen Post auf X dar: Die erste Verwarnung für Woltemade sei „schon hart, aber wegen des Treffers im Gesicht noch vertretbar“ gewesen, so Gräfe. Die Gelbe Karte, die dann zum Platzverweis führte, sei hingegen „klar falsch“, schrieb Gräfe. „Kein Stempeln des Fußes und nur minimaler Kontakt gegen das Bein, nachdem beide Richtung Ball schauen und um den Ball ringen. Woltemade macht nur eine Wegspitzelbewegung und trifft ihn deshalb nur ganz leicht“.
Gräfe, der DFB-Schiedsrichter des Jahres 2011 war und 268 Erstligapartien geleitet hat, würde mit seinen 51 Jahren gerne weiter in der höchsten deutschen Spielklasse pfeifen. Laut den Statuten des DFB ist er dafür allerdings zu alt. Gegen das altersbedingte Ausscheiden hat Gräfe auch schon geklagt – und Recht bekommen. Zurückkehren in den Bundesliga-Zirkus durfte er aber nicht. Auch deshalb wird er nicht müde, auf schlechte Schiedsrichterleistungen in der Bundesliga zu verweisen. Von den internationalen Top-Schiedsrichtern seien die besten Männer an der Pfeife in Deutschland derzeit weit entfernt.
Auch Schiedsrichter-Boss Knut Kircher wertete den Platzverweis am Tag nach der Partie als Fehlentscheidung. Der VfB hat indes Protest gegen die Sperre, die die Gelb-Rote-Karte für Woltemade nach sich zieht, eingelegt. Ob der Stürmer am kommenden Spieltag bei Union Berlin zum Einsatz kommen kann, wird sich zeigen.
Gräfe verwies in seinem Posting auch auf Schlagers Historie mit dem VfB. Der 35-Jährige hat in dieser Spielzeit bereits zwei Spiele des Clubs aus Cannstatt geleitet – und fällte dabei ebenfalls fragwürdige Entscheidungen zuungunsten des VfB. In der Bundesliga-Partie gegen Augsburg im Dezember zeigte er Frank Onyeka nach einem rüden Foul an Angelo Stiller nur Gelb, dabei wäre glatt Rot die richtige Entscheidung gewesen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals ermöglichte Schlager mit einem Elfmeterpfiff den Ausgleich der Gäste aus Kaiserslautern – den Strafstoß hätte es aber nicht geben dürfen.
Der Unterschied zur Partie gegen Bremen: Gegen den FCK und Augsburg gingen die Schwaben als Sieger vom Platz. „Warum man aber den Ref immer wieder auch noch nach den Vorkommnissen zuletzt beim VfB ansetzen muss, auch rätselhaft…“, schrieb Gräfe.