Nach langen Diskussionen soll sich nun etwas rund um die Göppinger Stadtbücherei tun. Doch der Rockcafé-Wirt findet dei Pläne gar nicht gut. Und was hat der Architekt eigentlich da rein gekritzelt?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Ein architektonischer Laie dürfte den Kritzeleien auf den Plänen nicht viel abgewinnen: ein paar gestrichelte Linien; ein paar Schraffierungen; einige gekringelte Punkte, die aussehen wie Wollknäuel. Dürfte man bei einem 1,3-Millionen-Euro-Projekt nicht mehr erwarten? Nein, nein, all das sei sehr aufschlussreich, versichert der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle. „Unter Fachleuten verstehen wir das.“ Es seien genau die Präzisierungen, die die Stadt von den Siegern des Realisierungs- und Ideenwettbewerbs zur Neugestaltung des Kornhausplatzes gefordert habe. Der Wirt Prokopios Katevas vom Rock-Café ist trotzdem nicht glücklich.

 

Drei Monate hatten die siegreichen Büros, Lohrer Hochrein aus München und Löhle Neubauer aus Augsburg, Zeit gehabt, um die erforderlichen Arbeiten nachzuholen. Jetzt soll der Gemeinderat den Auftrag für die Entwurfsplanung erteilen. Der wenig ansehnliche Platz zwischen der Fachwerkfassade des Kornhauses und der Betonmauer des Parkhauses Friedrichstraße soll endlich „aus seinem Dornröschenschlaf“ geweckt werden. Allerdings ist diese Formulierung eben nicht wörtlich gemeint. Dem Oberbürgermeister Guido Till schwebt ein „ruhiger Platz“ vor. Dem Betreiber eines Rock-Cafés kann so etwas nicht recht sein.

OB Till wünscht sich einen „ruhigen Platz“

Tatsächlich dürfte der OB eher die Interessen der Kunden der Stadtbibliothek im Auge haben, die vor dem historischen Kornhaus künftig unter Schirmen und zwischen Blumenkübeln in einem Lesegarten schmökern. Und auch die künftigen Gäste des Drei-Sterne-Hotels, das gegenüber auf dem Areal der ehemaligen Druckerei Runge entsteht, dürften sich über Ruhe freuen.

Was wird aus dem Public-Viewing im EM-Jahr?

Prokopios Katevas war bisher hingegen so etwas wie der Alleinunterhalter auf dem Kornhausplatz. 150 000 Euro hat er in den vergangenen Jahren investiert und eine Holzbühne aufgestellt, auf der bis zu 200 Menschen rund um einen Brunnen einen überdachten Sitzplatz finden. Zu Fußball-Ereignissen gibt es Public Viewing, Er veranstaltet Konzerte. Auch beim Stadtfest engagiert sich der Wirt.

Nun sollen all die Aufbauten weg. Denn das Konzept von Lohrer/Hochrein und Löhle/Neubauer besteht darin, auf feste Möblierungselemente zu verzichten. „Der Planer lässt den Platz weit offen und damit vielseitig bespielbar“, sagt Renftle. Und natürlich dürfe auch das Rock-Café weiterhin Gäste vor seiner Tür bewirten, wenn auch künftig nicht mehr unter einem festen Dach, sondern unter Schirmen. Katevas sieht das allerdings anders. „Wenn das so kommt, kann ich kein Public Viewing mehr machen.“ Zudem sinke die Zahl der Sitzplätze vor seiner Türe auf ein Drittel, weil die zehn vorhandenen Bäume abgeholzt und acht neue in seinem Bereich gepflanzt werden sollen. „Ich finde es traurig, wie mit einem Gewerbetreibenden umgegangen wird, der 25 Angestellte hat und viel Gewerbesteuern zahlt.“

Wirt bringt seine Stammgäste in Stellung

Es müssten doch nicht automatisch weniger Plätze werden, glaubt Renftle. Doch rund 3000 Gäste des Rock-Cafés sind ebenfalls skeptisch. So viele haben sich auf Facebook an einer Unterschriftenaktion beteiligt. Schon sah sich der OB bemüßigt, ebenfalls auf Facebook klarzustellen, dass er keineswegs etwas gegen das Rock-Café habe. Katevas glaubt das nicht. „Er hat noch nie einen Kaffee bei mir getrunken.“ Dabei liegt das Rathaus nur einen Block entfernt.