Es war eine skurrile Diskussion: Ehrenamtliche und Vertreter der Stadt sollten sich einigen, wie es mit dem Plieninger Heimatmuseum weitergeht. So richtig klappte das nicht, dafür gab es viel Streit. Und zumindest ein Ergebnis konnten die Museumsfreunde festhalten.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Manchen wird es zu bunt. Sie stehen inmitten der Besprechung auf und gehen. Eigentlich sollten sich die Personen, die sich für das Plieninger Heimatmuseum interessieren, am Mittwoch treffen, um ein neues Thema für die Sonderausstellungsfläche festzulegen. Doch statt verschiedene Ideen ernsthaft zu besprechen, diskutierten die 18 Teilnehmer vor allem darüber, was in der Vergangenheit alles schief gelaufen war und was derzeit schief läuft.

 

Nicht zur guten Stimmung trugen auch die Aussagen von Manfred Schmid vom Kulturamt bei. Er machte deutlich, dass Plieningen für ihn an letzter Stelle stehe. Er müsse sich zudem um das Lapidarium, das Stadtmuseum Cannstatt, das Hegel-Haus und das Heimatmuseum in Möhringen kümmern: „Plieningen ist da geografisch gesehen am weitesten weg von der Stadt.“

Erst im Mai wurde das Heimatmuseum neu eröffnet

Die Zusammenarbeit mit der Stadt stellt für die Museumsfreunde eine der größten Schwierigkeiten dar: In der Vergangenheit hatten aus Sicht der Plieninger die Mitarbeiter des Stadtmuseums den Hut auf. Dadurch fühlten sich die Ehrenamtlichen oft gegängelt. Die Mitarbeiter der Stadt hatten die ortshistorischen Gegenstände, die im Alten Rathaus ausgestellt waren, gesichtet, vorübergehend im Depot in Bad Cannstatt eingelagert und entschieden, was in der frisch renovierten Zehntscheuer ausgestellt wird und was nicht. Im Mai 2015 wurde das Heimatmuseum mit großem Brimborium neu eröffnet. 70 000 Euro hatte die Stadt sich dies damals kosten lassen.

Mittlerweile sind einige der damals Verantwortlichen bei der Stadt nicht mehr da – und die Plieninger konnten plötzlich ganz unbürokratisch eine eigene Ausstellung zum Thema Heizen installieren. Die neue Freiheit überraschte die Plieninger – und erzeugte zugleich die Sorge in ihnen, dass sich niemand mehr so richtig um das Museum kümmere. Dies war der Anlass für das Treffen am Mittwoch: Die Ehrenamtlichen sollten mit Schmid vereinbaren, wie es weitergehen solle und wer für was zuständig ist. Doch so richtig klappte das nicht. Die Ehrenamtlichen verloren sich – trotz wiederkehrender Mahnungen der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel – in Diskussionen um fehlende Vitrinen, nicht vorhandenes Geld und in der Frage, ob es derzeit überhaupt sinnvoll sei, ein neues Thema für die Sonderausstellung festzulegen.

Kein Geld von der Stadt

„Wir haben für die Heimatmuseen in Plieningen und Möhringen keinen Etat“, stellt Manfred Schmid klar. Zwar stünden in der Regel pro Jahr 1000 Euro für das Museum in Plieningen zur Verfügung, doch es sei nicht klar, ob das auch in diesem Jahr so sei. Grund dafür seien die umfangreichen und teuren Nachbesserungen im neuen Stadtmuseum im Wilhelmspalais.

„Wenn die Ressourcen so knapp sind, könnten wir doch eigenständig Exponate ins Museum bringen – aber da grätscht uns die Stadt dann dazwischen, weil wir nicht versichert sind“, sagt Michael Wörner, CDU-Fraktionssprecher im Bezirksbeirat. Der Plieninger Albert Hertig ärgert sich über etwas anderes: „Ich kann bis heute nicht verstehen, warum die Gegenstände, die Plieninger an das Heimatmuseum gespendet haben, einfach in den Besitz der Stadt übergegangen sind.“ Schließlich mahnt der Plieninger Wolfgang Walla: „Wir sollten keine Vergangenheitsbewältigung mehr betreiben.“ Der emeritierte Professor der Uni Hohenheim, Adolf Martin Steiner, versucht das Positive herauszuheben: „Wir dürfen nun völlig selbst gestalten.“

Von Herbst an soll es Klöppel-Ausstellung geben

Nach gut zwei Stunden Diskussion und einigen Vorschlägen für die Sonderausstellungsfläche – alte Puppenstuben und Krippen, Kaufläden, Getreidesorten, Tiere in der Werbung oder das Thema Wasser – einigen sich die Teilnehmer darauf, dass die Plieningerin Margarete Hertig von Herbst an einige Stücke zum Thema Klöppeln ausstellt. Sie will zudem mit Freundinnen vor Ort im Museum klöppeln – auch damit die Ausstellung mehr Besucher anzieht. Im Jahr 2017 kamen insgesamt nur 822 Besucher in das Plieninger Heimatmuseum – ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr mit noch 1315 Besuchern.

Wie es nach der Klöppel-Ausstellung weitergeht, wusste am Mittwoch nach der zweistündigen Diskussion keiner so recht. Nur einen Wunsch haben die Ehrenamtlichen: dass es zum Tag des Museums im kommenden Jahr, am 19. Mai 2019, wieder eine neue Sonderausstellung geben soll.