Ärger um Wahl des neuen Intendanten Stadträte haben kein Verständnis für Aktion des Schlossfestspiele-Teams

Lucas Reuter ist der neue Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele: An der Entscheidung gibt es viel Kritik. Foto: Stadt Ludwigsburg//Peter Spear

Während der Aufsichtsrat der Schlossfestspiele den Intendanten Lucas Reuter wählt, wird vor dem Saal gegen den neuen Chef protestiert. Das sei nicht angebracht, sagen nun einige – und stellen sich vor Reuter.

Ludwigsburg : Emanuel Hege (ehe)

Am Tag nach der Wahl des neuen Schlossfestspiele-Intendanten Lucas Reuter schlagen die Ereignisse weiter hohe Wellen. Der künstlerische Leiter der Spielzeit am Ludwigsburger Forum war am Mittwoch als einzig verbliebener Kandidat gewählt worden. Sein Konkurrent Viktor Schoner, Intendant der Staatsoper Stuttgart, hatte kurz vorher zurückgezogen. Das Team der Schlossfestspiele veranstaltete eine Kundgebung – für eine Neuausschreibung der Intendanz und gegen ihren neuen Chef.

 

Wenig Verständnis

„Das kann nicht sein, dass sich das Team da hinstellt und sagt: Wir wollen Reuter nicht“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Margit Liepins die Aktion. Das sei ein ganz schwieriger und unerfreulicher Start für den Intendanten und für die Schlossfestspiele. Auch der CDU-Vorsitzende Klaus Herrmann zeigt sich verwundert: „Wenn ein Bürgermeister gewählt oder ein Chef eingesetzt wird, müssen die Mitarbeiter aber auch damit zurechtkommen.“ Oberbürgermeister Matthias Knecht gibt sich in der Frage, ob die öffentliche Positionierung des Teams richtig war, hingegen diplomatisch: „Es war ein Hilferuf, aber die Belegschaft konnte auch nicht alle Details zum Verfahren kennen.“

Auch weitere Stadträte kritisieren hinter vorgehaltener Hand die Kundgebung. Mehrere sprechen davon, dass von einigen wenigen Akteuren aus dem Gemeinderat aktiv Stimmung gegen Reuter und für Schoner gemacht worden sei. Das sei unfair und ungerechtfertigt gewesen, so ein Rat. Doch warum gibt es diese Stimmung gegen Reuter? Die Kritiker haben Sorge, dass die Schlossfestspiele an Glanz und Größe verlieren. Das künftige Programm könne zu sehr dem des Forums ähneln, heißt es aus dem Freundeskreis, einer der großen Geldquellen der Festspiele. Das Schlossfestspielteam kritisiert zudem, dass das Profil von Lucas Reuter deckungsgleich mit dem von Gabriele Zerweck sei, die noch bis 2026 einen Vertrag hat. Damit habe man eine Doppelspitze mit derselben Ausrichtung statt mit einer Aufteilung in eine künstlerische und kaufmännische Verantwortung.

Reuter muss sich beweisen

OB Knecht und viele Räte springen Reuter nun zur Seite. Es gebe grundsätzlich keine trennscharfe Abgrenzung der beiden Bereiche, sagt Knecht. Zerweck sei im Moment das Herz der Schlossfestspiele, er hoffe, dass bald wieder zwei Herzen schlagen würden.

„Reuter hat im Forum hervorragende Arbeit geleistet, die Besucher sind begeistert“, sagt Margit Liepins. Er sei mit Herzblut dabei und international sehr gut vernetzt, sagt Roland Weiss von den Freien Wählern. Die Kritiker hätten sich mit einem Intendanten Viktor Schoner mit internationalen Spitzenfestivals messen wollen, „wir sind aber regional aufgestellt, unsere Besucher kommen aus dem Umkreis“, mahnt Weiss.

Nur Jochen Eisele, Fraktionsvorsitzender der FDP äußert leise Zweifel. Er sehe die Gefahr, dass die Schlossfestspiele und das Forum verschwimmen. „Die Festspiele sind ein anderer Anspruch, das muss er schaffen und da bin ich gespannt.“

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