Lohnenswert ist das Bewirtschaften einer Streuobstwiese nur noch in Ausnahmefällen. In diesem Jahr ist der Ärger besonders groß, weil das Obst früher vom Baum fällt, die Saftkeltereien aber noch keine Früchte annehmen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Der heiße und trockene Sommer schmälert nicht nur die Ernte der Landwirte. Er führt auch bei all jenen zu Ärger, die Streuobstbäume ihr Eigen nennen dürfen – oder müssen. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein übermäßig großer Ertrag beim Abliefern in den Mostereien extrem niedrige Preise zur Folge. Heuer gibt es zwar nicht ganz so viele Früchte, dafür liegen viele bereits als Fallobst auf dem Boden. Das an sich wäre ja noch nicht so schlimm – sich zu bücken sind regelmäßige Aufsammler von Äpfeln und Birnen schließlich gewohnt –, jedoch lässt sich das Obst, selbst wenn es nicht fault, noch nicht verwerten. Erst Mitte der nächsten Woche öffnen die Saftkeltereien ihre Abgabestellen.

 

Das ist vom Termin her nicht unüblich, bereitet in diesem Jahr aber Probleme, weil der sogenannte Sommerfall umfangreicher als sonst ausfällt. „Normalerweise sind es weniger und viel kleinere Früchte, die man liegen lassen kann“, erklärt Maria Schropp, die Geschäftsführerin des Vereins Schwäbisches Streuobstparadies. Zudem sei dieses Obst von der Qualität her für guten Saft eher nicht geeignet, fügt sie hinzu.

Dies betont auch Karin Stolz, die Chefin von Boller Fruchtsäfte: „Was jetzt schon auf dem Boden liegt, können wir nicht verwenden.“ Es sei zwar schade, dass auch von den späten Sorten schon sehr viel von den Bäumen gefallen sei. Guten Saft daraus zu machen sei aber nicht möglich, ergänzt sie. Karl-Heinz Auer von der gleichnamigen Kelterei in Lauterstein ist der gleichen Ansicht: „Dieses Obst nimmt niemand gern, weil nichts damit anzufangen ist.“

Doch die verhinderten Streuobstlieferanten müssen noch mit einem weiteren Missstand leben. Ihre Äpfel und Birnen einfach auf den örtlichen Kompostplatz zu bringen geht nicht. „Fallobst darf nur auf den Grüngutplätzen des Landkreises in Deggingen, Kuchen und Gosbach entsorgt werden“, betont Eberhard Stähle, der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs. Nur dort gebe es spezielle Vorrichtungen, die verhinderten, dass der Sickersaft den Kompost verunreinige. Stähle weiß, dass das zusätzliche Mühe und Kosten für die Fahrerei verursache. „Ändern lässt sich daran aber nichts“, sagt er und zuckt mit den Achseln.