Mehrere Münchinger Ärzte wollen in das geplante Ärztehaus in der Krezengasse einziehen. Weil sie alle in absehbarer Zeit in Rente gehen, haben sie einen Zuschuss von der Stadt gefordert – was dort auf Ablehnung stieß.

Korntal-Münchingen - Es sei ein „wichtiges Projekt, von zentraler Bedeutung für die Münchinger Ortsmitte“, sagte Stefan Wolf jüngst im Korntal-Münchinger Gemeinderat. Der Wirtschaftsförderer sprach vom lang geplanten Ärztehaus in der Krezengasse. Dessen Realisierung ist, trotz seines Stellenwerts, ins Stocken geraten. Im Sommer ist es ein Jahr her, dass sich der Gemeinderat auf Investor und Planungsentwurf geeinigt hat. Nachdem eigentlich in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden sollte, hofft die Stadt nun, dass die Bagger spätestens im zweiten Quartal 2017 anrollen. Verzögert hat sich das Projekt unter anderem, weil der Entwurf überarbeitet werden musste. Die Tiefgarage, sagte Stefan Wolf, sei nun „optimiert“ worden, auch seien mehr Parkplätze und eine bessere Ausfahrt aus der Tiefgarage geplant.

 

Die Anregungen dazu kamen von Münchinger Ärzten, die in das Ärztehaus einziehen wollen. Die Mehrheit der Hausärzte im Ort ist älter als 60 Jahre, auf absehbare Zeit suchen sie Nachfolger. Mit einem Zusammenschluss soll die hausärztliche Versorgung in Münchingen gesichert werden, wie Michael Ruland sagt. Der Münchinger Hausarzt ist einer von jenen Medizinern, die dereinst gern in der Krezengasse einziehen würden. Damit sich der Umzug für die beteiligten Ärzte trotz ihres Alters lohnt, haben sie bei der Stadt eine Förderung über 150 000 Euro beantragt. „Bei einem Umzug entstehen Kosten in erheblichem Umfang, die sich auf absehbare Zeit nicht amortisieren“, sagt Ruland. Nichtsdestotrotz hält der Mediziner den Umzug für nötig: „Es braucht einen Strukturwandel.“ Einen Nachfolger für Einzelpraxen zu finden, sei „sehr schwierig“. Ruland spricht damit den Trend hin zu Gemeinschaftspraxen an, die den Ärzten mehr Flexibilität und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bieten.

„Wir knapsen an jedem Euro“

Die Stadt hat aus ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Förderungswunsch der Ärzte keinen Hehl gemacht – auch mit Verweis auf die Finanzen. „Wir knapsen an jedem Euro“, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf. Hinzu kämen rechtliche Bedenken. Auch die Gemeinderäte äußerten sich skeptisch. „Eine Subventionierung sehen wir kritisch“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Hönes. Die ärztliche Versorgung müsse gewährleistet sein, sagte Guntram Schrempp (SPD) – aber „mehr Vorarbeit kann eine Kommune nicht leisten“. Die Versorgungslage sei „noch relativ gut“.

Der Antrag der Ärzte wurde abgelehnt. Der Bürgermeister äußerte jedoch Verständnis für den Antrag – und hofft, „dass die Ärzte den Umzug bewerkstelligen“. Nun seien Investor und Mieter am Zug.