Der Landkreis Esslingen will mit Stipendien für Studentinnen und Studenten der Medizin den Ärztenachwuchs fördern und möglichst an die Region binden.

Der Landkreis Esslingen will ein Zeichen setzen für die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Region: Er vergibt sechs Stipendienplätze an Studierende der Humanmedizin nach dem Physikum. Das Stipendium umfasst eine finanzielle Unterstützung von monatlich 500 Euro sowie die Möglichkeit, sich mit dem Landkreis und den regionalen medizinischen Einrichtungen zu vernetzen.

 

„Unser Ziel ist es, Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner während ihrer Ausbildung finanziell zu fördern und sie für eine spätere berufliche Tätigkeit in unserer Region zu begeistern“, sagt Landrat Marcel Musolf. Für die Betreuung der Stipendiaten steht im Gesundheitsamt ein multiprofessionelles Team mit Christine Stotz, Markus von Ehr und Miriam Kraft bereit.

Sechs Stipendienplätze pro Jahr im Landkreis Esslingen

Es wird immer schwieriger, Ärzte aufs Land zu bekommen. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Insgesamt gibt es sechs Stipendienplätze pro Jahr für Medizinstudierende ab dem Physikum. Die monatliche Förderung in Höhe von 500 Euro wird über maximal vier Jahre gezahlt, so die Sprecherin des Landratsamtes Andrea Wangner. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten verpflichten sich, danach über 60 Monate eine fachärztliche Weiterbildung in den Fächern Innere Medizin oder Allgemeinmedizin im Landkreis Esslingen zu absolvieren, teilt Markus von Ehr vom Gesundheitsamt des Landkreises mit. Diese Weiterbildungszeit könne mit Hilfe des im Dezember 2024 gegründeten Weiterbildungsverbunds koordiniert werden. Bei anderen Stipendien, sagt von Ehr, würden oft viel weitergehende Verpflichtungen oder gar eine Niederlassung gefordert. Im Kreis Esslingen setze man darauf, dass die weitergebildeten Ärzte aus eigener Entscheidung bleiben und für die künftige medizinische Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Flächendeckende Versorgung in Gefahr

Der Kassenärztlichen Vereinigung zufolge sind immer weniger Mediziner bereit, sich als Vertragsarzt, vor allem in ländlichen Gebieten, niederzulassen. Vor allem niedergelassene Ärzte im hausärztlichen Bereich hätten Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Die Gründe dafür seien vielfältig: Budgetierung, zunehmende Bürokratisierung und eine schwache Infrastruktur auf dem Land gehörten dazu. Durch einen Mangel an Ärzten sei die flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Versorgung in Gefahr.

Der Landkreis Esslingen ist mit über 542 000 Einwohnern und einer Fläche von mehr als 641 Quadratkilometern einer der größten Landkreise in Deutschland. In der Werbebroschüre, mit der die Mediziner angelockt werden sollen, heißt es: „Wirtschaftliche Stärke und soziale Sicherheit gehen bei uns Hand in Hand. Zunehmend herausfordernd wird in diesem Zusammenhang die medizinische Versorgung. Um diese auch in Zukunft zu sichern, ist uns die Ausbildung unserer künftigen Medizinerinnen und Mediziner ein besonderes Anliegen.“

Der Mangel an Mediziner betrifft auch das relativ wohlhabende Land Baden-Württemberg. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 1000 Hausärzte fehlen. Der Landkreis Esslingen steht bei der Suche nach Ärzten somit in Konkurrenz zu anderen Landkreisen und größeren Städten.

Interessierte Studierende können sich ab sofort im Landratsamt melden. Das geht zum Beispiel über die Webseite www.karriere.landratsamt-esslingen.de oder direkt beim Gesundheitsamt unter gesundheitsplanung@lra-es.de oder der Telefonnummer 07 11 / 39 02-4 16 00 für das Stipendium bewerben.