Ab sofort gilt auch in Baden-Württemberg die deutschlandweit einheitliche Nummer 116 117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Damit folgt das Land nun auch dem Rest der Republik, wo sie teilweise schon seit zwei Jahren gilt.

Esslingen - Wer außerhalb der Sprechstunden ärztlichen Rat sucht, erreicht seit Mittwoch den ärztlichen Bereitschaftsdienst nun auch in Baden-Württemberg unter einer einheitlichen Telefonnummer. Die 116 117 gilt in anderen Bundesländern schon seit zwei Jahren. Ebenso neu ist, dass die Anrufe landesweit zu den Integrierten Leitstellen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verbunden werden. Bei einer zentralen Pressekonferenz in Esslingen stellten Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung und des Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes die Reform vor.

 

Drei Millionen Euro kostet die Umstellung auf die einheitliche Nummer, die Patienten einige Vorteile bringt: die vielen verschiedenen Rufnummern sind passé, die Vorwahlen auch, und man spart Zeit. Hat der Hausarzt zu, liegt aber eine dringende, nicht lebensbedrohliche Situation vor, können Patienten von sofort an die 116 117 wählen. Sie ist an Wochenenden und Feiertagen sowie täglich von 18 bis 8 Uhr erreichbar. Dort hören sie eine Bandansage, die über die Adresse und die Öffnungszeiten der nächstgelegenen Notfallpraxis informiert. Wird ein Hausbesuch benötigt, wartet man, bis sich die zuständige Rettungsleitstelle des DRK meldet.

Ruft der Patient vom Festnetz aus an, wird er mit der zuständigen Rettungsleitstelle verbunden. Mobilfunkanrufer werden aufgefordert, ihre Postleitzahl zu nennen und dann weiterverbunden. Mobilfunkanrufer, die ihre Postleitzahl nicht nennen können, werden an eines von zwei bundesweiten Callcentern weitergeleitet. Das gleiche gilt für Anrufer aus den Kreisen Göppingen und Böblingen, wo das System erst von Juli an in den Leitstellen läuft.

Leitstellen sind auch nachts und am Wochenende besetzt

„Andere Bundesländer haben nur Callcenter, in Baden-Württemberg arbeiten wir mit den Rettungsleitstellen zusammen“, sagte Johannes Fechner, der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Organisatoren versprechen sich davon eine Bündelung der medizinischen Kompetenzen und weniger fehlgeleitete Anrufe und damit eine Entlastung der Notärzte. Wer die Adresse der nächstgelegenen Notfallpraxis kenne, sollte sie direkt und ohne telefonische Voranmeldung ansteuern, sagte Fechner. Immerhin erwarte man landesweit eine halbe Million Anrufe. Die Leitstellen sind die ganze Nacht und das Wochenende über besetzt. Die Esslinger Rettungsleitstelle wurde für den neuen Service um eine Stelle aufgestockt. „Nachts sind es zwei Disponenten, am Wochenende bis zu vier, die Dienst haben“, sagte der Chef der Esslinger Leitstelle Rolf Wieder. Stellen die speziell geschulten Mitarbeiter am Telefon fest, dass es sich um einen Notfall handeln könnte, schicken sie einen Notarzt los. „Fünf bis acht Prozent der Anrufer werden als Notfall weitergeleitet“, sagte Fechner.

Die Notfallnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes ist nicht zu verwechseln mit der europaweiten Notfallnummer 112. Sie soll auch künftig bei lebensbedrohlichen Fällen, wie etwa Herzinfarkt, Ohnmacht oder Vergiftungen, gewählt werden, denn dann wird der Notarzt ohne Verzögerung losgeschickt. Immer wieder wählen Patienten, die eigentlich den Bereitschaftsdienst erreichen wollten, versehentlich die Notfallnummer. Genaue Zahlen gibt es zwar keine, aber es „ stellen sich 20 Prozent der Notfalleinsätze im Nachhinein als nicht notwendig heraus“, sagte Fechner.

Auch die bisher bekannten Nummern der fachärztlichen Notfalldienste vor Ort bleiben weiterhin erreichbar.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.116117info.de