Die AfD feiert im Osten einen Wahlerfolg nach dem anderen. Jetzt nimmt sie auch den Südwesten ins Visier. Dass sie 2016 den Einzug in den Landtag schafft, hält ein Politologe für nicht unwahrscheinlich.

Die AfD feiert im Osten einen Wahlerfolg nach dem anderen. Jetzt nimmt sie auch den Südwesten ins Visier. Dass sie 2016 den Einzug in den Landtag schafft, hält ein Politologe für nicht unwahrscheinlich.

 

Stuttgart - Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) wird bei der Landtagswahl 2016 nach Prognose des Tübinger Politikwissenschaftlers Hans-Georg Wehling den Sprung in das Parlament schaffen. „Es wäre merkwürdig, wenn die AfD nach den Erfolgen in Ostdeutschland im Südwesten nicht die fünf-Prozent-Hürde nähme“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Zweistellige Werte wie bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen seien allerdings nicht zuerwarten. Die AfD mit 3000 Mitgliedern im Südwesten hält an diesem Wochenende in Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) ihren Landesparteitag ab, bei dem sie auch die Marschroute für die Landtagswahl 2016 diskutieren möchte.

Die AfD hatte Mitte September in Brandenburg 12,2 Prozent erhalten, in Thüringen kam die junge Partei aus dem Stand auf 10,6 Prozent. Ende August war sie erstmals in einen Landtag eingezogen: In Sachsen kam sie auf 9,7 Prozent. In Baden-Württemberg wählen die Bürger wie auch in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz im Frühjahr übernächsten Jahres neue Landtage. Dazwischen liegen nur Wahlen in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen im Februar und Mai 2015.

AfD-Abschneiden hängt von FDP ab

Die zurückhaltendere Vorhersage für Baden-Württemberg ergibt sich nach Worten von Wehling aus der wichtigen Rolle der Exportindustrie im Südwesten, aus der günstigen Arbeitsmarktlage und der vergleichsweise niedrigen Kriminalitätsrate. Wehling vermutet, dass die AfD im Südwesten die mittelstandsfreundliche Karte ziehen wird.

Das Abschneiden der aus Sicht Wehlings nicht rechtsextremen Partei hänge auch davon ab, ob die FDP in ihrem Stammland in den Landtag komme. Schlechte Umfrage-Werte könnten dazu führen, dass FDP-Stammwähler sich von der Partei unter dem Motto „Die packen’s sowieso nicht mehr“ weg- und zur AfD hinorientierten. Bei der Landtagswahl 2011 hatte die FDP in Baden-Württemberg nur ganz knapp den Sprung in den Landtag geschafft.

Bei den drei jüngsten Landtagswahlen im Osten war die FDP an der Fünf-Prozent-Marke gescheitert. Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen von CDU einerseits und Grün-Rot andererseits könne die AfD aber auch der Union gefährlich werden, wenn sie diese ein, zwei Prozentpunkte koste, erläuterte Wehling weiter.

Die Zerstrittenheit in der Spitze der AfD im Südwesten sei typisch für Richtungsstreitigkeiten vor dem Erstellen eines Wahlprogrammes, meinte Wehling. Angesichts des hohen Anteils von Männern mit Doktor- und Professoren-Titel im Vorstand sei das Aufeinanderprallen von „Besserwissern“ nicht verwunderlich.