Noch hat sich AfD-Gründer Lucke gar nicht festgelegt, ob er nach seinem Austritt eine neue Partei gründen wird - doch laut einer Umfrage der Initiative "Weckruf" würden ihm viele folgen.

Berlin - Etwa jedes zehnte Mitglied der AfD will eine Parteineugründung durch den ehemaligen Vorsitzenden Bernd Lucke unterstützen. Das ergibt sich aus einer Umfrage unter Mitgliedern des Vereins „Weckruf 2015“, den Lucke im Mai gemeinsam mit anderen Vertretern des liberal-konservativen AfD-Flügels gegründet hatte. Dabei hatten 1948 Weckruf-Mitglieder erklärt: „Ich bin dafür, eine neue Partei zu gründen, die die Ziele der ursprünglichen AfD verfolgt.“

 

Die Alternative für Deutschland (AfD) dürfte nach der jüngsten Austrittswelle noch etwa 20.000 Mitglieder haben. Nach Informationen aus verschiedenen Landesverbänden ist in den kommenden Tagen vor allem in Bayern und im Saarland noch mit etlichen Austritten zu rechnen.

"Weckruf"-Treffen am 19. Juli

Wie ein Sprecher des Vereins am Donnerstag mitteilte, beteiligten sich insgesamt 2600 „Weckruf“-Mitglieder an der Umfrage. Wie viele AfD-Mitglieder sich über den Verein hinaus an einer neuen Partei beteiligen würden, sei noch unklar. Die Frage einer Neugründung soll den Angaben zufolge am 19. Juli bei einem Treffen der Länderkoordinatoren des Vereins in Kassel besprochen werden.

Die Gründung des „Weckruf“-Vereins im vergangenen Mai hatte die Spaltung zwischen Rechten und Liberalen in der Alternative für Deutschland verschärft. Der liberal-konservative Lucke-Flügel hatte den Verein damals gegründet, um sich von Rechtspopulisten abzugrenzen, die zuletzt in großer Zahl in die AfD eingetreten waren.

Lucke hatte am Mittwoch seinen Austritt aus der AfD angekündigt. Das ehemalige CDU-Mitglied hatte die Partei 2013 gemeinsam mit anderen Kritikern der Eurorettungspolitik 2013 gegründet. Lucke sagte, er lasse sich nicht als „bürgerliches Aushängeschild“ für ausländerfeindliche und systemkritische Politik missbrauchen.

Die neue Parteivorsitzende Frauke Petry reagierte empört: „Ich empfinde es als anmaßend, dass er die verbleibende AfD ins anti-bürgerliche Lager stellen will.“ Der Thüringer Landesvorsitzende Björn Höcke erklärte, der neue Bundesvorstand und die Mehrheit der Mitglieder verstünden die AfD als eine Partei, „zu der ein grundsätzlicher Erneuerungsauftrag gehört“. Beim Bundesparteitag am vergangenen Wochenende war Petry zur Ersten Parteivorsitzenden gewählt worden. Der unterlegene Lucke war von zahlreichen Parteitagsbesuchern aus dem rechten Lager ausgebuht worden.

Parteiprominenz tritt aus

Seit dem Parteitag haben zahlreiche Funktionäre die Partei verlassen. Zu ihnen zählen der baden-württembergische Landesvorsitzende Bernd Kölmel, der Bremer AfD-Fraktionschef Christian Schäfer und der Europaparlamentarier Hans-Olaf Henkel. Henkel nahm am Mittwochabend auch an einem Treffen der Lucke-Anhänger teil, bei dem über eine mögliche Neugründung gesprochen wurde.

Besonders groß ist die Zahl der Austritte aus der AfD bisher im Süden und Südwesten Deutschlands. Aus Niedersachsen, Hessen und den östlichen Bundesländern sollen sich dagegen deutlich weniger AfD-Mitglieder aus der Partei verabschiedet haben.