Statt Trauer zu zeigen, instrumentalisiert die AfD die Amokfahrt von Münster, kritisiert StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Nach der Amokfahrt von Münster gilt es, zwei traurige Wahrheiten festzuhalten. Die eine: Es gibt Menschen, die psychisch so krank sind, dass sie nicht nur sich selbst töten, sondern auch möglichst viele andere Menschen mit in den Tod reißen wollen. Willkommene Vorbilder sind ihnen islamistische Terroristen und ihre Amokfahrten. Das unermessliche Leid, das sie mit diesem Trittbrettfahren auslösen, ist gewollt. Es sind narzisstische und zutiefst herzlose Taten.

 

Die andere: Es gibt Hetzer, die keine Skrupel haben, aus solchen furchtbaren Verbrechen politisches Kapital zu schlagen. Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag beispielsweise, suggerierte unmittelbar nach der Tat mit ihrem Tweet „WIR SCHAFFEN DAS“ nicht nur, dass ein Flüchtling der Täter gewesen sein soll, sondern auch die Verantwortung der Kanzlerin für das Verbrechen.

Auch wenn Taten dieser Art – ob durch Deutsche oder Flüchtlinge – zum Glück in Deutschland die totale Ausnahme sind: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Doch jeder muss überlegen, wie er auf solche Attacken reagiert. Besonnen, mitfühlend und hilfsbereit, wie die allermeisten Münsteraner, oder als politischer Trittbrettfahrer wie Beatrix von Storch: berechnend, eskalierend und kalt.