Der Zerfall der AfD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg wird immer mehr zu einem Machtkampf zwischen den Parteichefs Frauke Petry und Jörg Meuthen. Petrys Agieren in Stuttgart wird von Parteimitgliedern kritisch beäugt.

Stuttgart/Berlin - Schon in der Nacht zum Mittwoch mahnte AfD-Chefin Frauke Petry ihre Partei zur Ordnung – und forderte: „Die Spaltung der Fraktion muss jetzt beendet werden. Das ist die AfD den Wählern schuldig. Ich würde mich insbesondere freuen, wenn Jörg Meuthen, erneut Teil der AfD-Fraktion wird.“ Nach eigenen Worten will Petry die gespaltene Landtagsfraktion in Baden-Württemberg wieder zusammenführen. Sie trage als Bundeschefin Gesamtverantwortung und wolle weiteren Spaltungen in anderen Landesverbänden vorbeugen, sagte sie dann am Mittwochmorgen in Stuttgart.

 

Meuthen war nach den Landtagswahlen im März AfD-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag geworden. Kurz darauf waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon laut geworden. Als Gedeon die Fraktion nicht verlassen wollte, forderte Meuthen seinen Rauswurf. Da er dafür in seiner Fraktion nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit fand, entschloss er sich am Dienstag, zusammen mit zwölf weiteren Abgeordneten die Fraktion zu verlassen.

Vorwurf: Petry habe in Fraktion hineinregiert

Der Bundesvorstand kündigte daraufhin an, er werde Meuthens Truppe als neue AfD-Fraktion anerkennen. Wenige Stunden später teilte Petry mit, Gedeon werde nun doch die AfD-Fraktion verlassen. Meuthen hatte Petry vorgeworfen, sie versuche nicht erst seit der Causa Gedeon in seine Fraktion „hineinzuregieren“. Andere Mitglieder der Parteispitze sehen Petrys Agieren in Stuttgart als Versuch, Meuthen als möglichen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 unmöglich zu machen.

Petry sagte unterdessen, sie hoffe, dass Meuthen als ihr Co-Chef in der Bundes-AfD seine ablehnende Haltung gegen ein Treffen mit ihr aufgebe. Sie wolle mit Meuthen die Lage erörtern, sagte Petry nun, und hoffe, dass er wieder Mitglied der Fraktion werde. Es gelte, auch „menschliche Verletzungen“ in dem Streit um Gedeon zu überwinden.