Die AfD plädiert im Korntal-Münchinger Widdumhof für Freiheit, Selbstbestimmung und den Austritt aus dem Euro-Raum. Diskussionen gibt es beim Thema Abtreibung.

Korntal-Münchingen - Eigentlich sollte Beatrix von Storch am Dienstag hinter dem Rednerpult im Münchinger Widdumhof stehen. Kurzfristig kam dann die Absage der für ihre Aussage zum Waffengebrauch gegen Flüchtlinge in die Kritik geratenen von Storch für den Wahlkampftermin der AfD: Terminprobleme. Stattdessen unterstützte das Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel die Landtagskandidaten Anja Markmann und Dieter Mangold. Der angekündigte Roland Mackert trat nicht auf.

 

Rund 80 Besucher sind da, den Saal schützen Security-Männer, draußen hält sich die Polizei bereit. Die Politiker erklären die Standpunkte der AfD – dort, wo es schon einen Konsens gibt. „Wir sind überzeugte Demokraten“, sagt Weidel; die AfD sei für direkte Demokratie, Freiheit, Selbstbestimmung. „Wir sind eine Partei der Nächstenliebe“, sagt Gottfried Minnich, der Sprecher des Ludwigsburger Kreisverbands. „Ich will das Gute in den Menschen hervorrufen.“ Dieser wohlwollende Grundgedanke gilt aber offenbar nicht für die an diesem Abend oft zitierten „Altparteien“.

Weidel fordert, dass die Regierung abtritt und „Leute ans Ruder lässt, die etwas von Politik verstehen“. Sie fordert ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Justizminister Heiko Maas, weil der im Dezember 2014 gesagt habe, es gebe „kein Grundrecht auf innere Sicherheit“. „Wo bleibt da der Shitstorm?“ fragt Weidel, und beklagt im selben Atemzug, den gebe es nur, wenn Zitate von AfD-Politikern „in den falschen Kontext gerückt“ würden. Ohnehin, die Presse – der dürfe man nicht trauen, sagt Minnich. An der „Hetze“ gegen die AfD seien auch die Medien schuld. Weidel spricht von „psychologischer Kriegsführung“, Minnich erzählt, dass eine Zeitung eine Anzeige nicht habe drucken wollen. Welche, fragt ein Mann empört – die wolle er abbestellen. Es stellt sich heraus, dass es dabei um Freianzeigen ging – kostenlose Werbeflächen, die häufig gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung gestellt werden.

Euro-Austritt „absolut unproblematisch“

Weiter geht es mit Wirtschaftsthemen. Den Euro-Raum will die Partei verlassen. Was das für die Wirtschaft bedeute, will ein Zuhörer wissen. Weidels Szenario: D-Mark 2.0, steigende Kaufkraft, günstigere Produkte – „absolut unproblematisch“. Ob die Frage damit beantwortet sei? Nee, antwortet der Mann, was Weidel ignoriert. Ein anderer will wissen, wie die Partei zur Abtreibung steht. Ungeborenes Leben müsse „uneingeschränkt geschützt“ werden, antwortet Weidel. Ob das auch bei Vergewaltigungen gelte, weiß Weidel nicht. Im Publikum gibt es Widerspruch: Wieso eine Frau das nicht selbst entscheiden könne? Mit der Selbstbestimmung der Frau, entgegnet Weidel, könne man nicht argumentieren: „Die Frau hat Verantwortung“.

Ein Zuhörer möchte wissen, welcher Koalitionspartner in Frage käme. Weidel ist erstaunt: Man wolle zunächst in die Opposition. Für die beiden Landtagskandidaten ist am Ende nur noch wenig Zeit. Dieter Mangold rattert ein paar Stichworte herunter, Anja Markmann fordert eine andere politische Kultur und beklagt „Sprech- und Denkverbote“. Zwischendurch verlassen immer mehr Menschen den Saal. Gottfried Minnich adressiert einen Mann, der aufgestanden ist: „Vielleicht verpassen Sie was ganz Wichtiges.“ Ohne einen weiteren Blick ist der Mann zur Tür raus.