Die Alternative für Deutschland (AfD) hat ihr Wahlprogramm auf Amazon zum Verkauf angeboten. In den Kundenbewertungen findet das nur wenig Anklang.

Stuttgart - Für die Parteien geht es langsam in die heiße Wahlkampfphase für die Bundestagswahl 2017. Vor allem das eigene Wahlprogramm soll möglichst viele potentielle Wähler erreichen. Warum also nicht neue Wege gehen und bei dem Onlinehändler Amazon anbieten, dachte sich offensichtlich die Alternative für Deutschland (AfD). Dort kann seit dem 28. Juli das Wahlprogramm für 0,99 Euro (anfänglich 2,99 Euro) in der eBook-Version erworben werden.

 

Ihre Rechnung hatte die Partei allerdings ohne die Rezensenten gemacht. Deren Bewertungen fallen eher mau aus. Gerade einmal zwei von fünf möglichen Sternen erhält das Programm bei momentan 56 Bewertungen (Stand 3. August, 15 Uhr). Mit oft ironischem Unterton sprechen sie nicht gerade eine Kaufempfehlung aus. Eine der beliebtesten Nutzerbewertungen derzeit: „Ich fand das Original „Mein Kampf“ deutlich unterhaltsamer, das ist ein schlechtes Plagiat.“ Vernichtend auch dieses Urteil: „Leider ist die Geschichte einfach nur wirr: Es wird nicht klar, wer die Protagonisten sind, der Plot ist nicht erkennbar, historische Bezüge vermischen sich mit halbgaren Juristereien.“

„Systemzeit auf 1933 geändert“

Ein weiterer Nutzer vermutet, dass mit dem Download ein „Schadcode“ auf seinem Kindle gelandet sei: „Beim Start hat es die Systemzeit auf 1933 geändert. Dies ließ sich später nicht mehr korrigieren.“ Außerdem seien seit dem Kauf die Werke von Thomas Mann, Erich Kästner und einigen anderen vom Kindle verschwunden – „es liegt auch so ein seltsamer Geruch in der Luft, wie angeschmortes Plastik.“ Der Kommentator spielt damit auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Bücherverbrennungen unter den Nazis an.

Ironische fünf Sterne gibt es von einem Nutzer, der das Buch als ein „geniales Musterbeispiel deutscher Leitkultur“ lobt. Seine positiven Erwartungen seien von der AfD noch übertroffen worden, denn alle Buchstaben des deutschen Alphabets seien enthalten, leider seien jedoch lateinische Buchstaben und arabische Zahlen verwendet worden. Ebenfalls positiv sei die begrenzte Seitenanzahl – eine Anspielung auf die Forderung der AfD nach einer Obergrenze für Flüchtlinge.

Zwischen all den wenig wohlwollenden Kommentaren finden sich auch Verteidiger des Parteiprogramms. Diese Bewertungen mit fünf Sternen sind meist neueren Datums. Amazon-Nutzer Frank etwa findet es schade, „dass hier Rezessionen dazu genutzt werden, Stimmung gegen eine demokratische Partei zu machen. Wenn hier Vergleiche z.B. zu „Mein Kampf“ gezogen werden, so ist dies erstens eine Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus und zweitens lässt dies den Schluss zu, dass der User weder das Eine noch das Andere gelesen hat.“

Derzeit ist das Wahlprogramm auf Amazon nicht verfügbar. Auf der Produktseite heißt es, die vom Verlag gelieferte eBook-Datei weise erhebliche Qualitätsprobleme auf. Es werde an einer Lösung für das Problem gearbeitet. Wer sich bis dahin trotzdem über die Ziele und Ansichten der AfD informieren möchte, kann dies auf der Homepage der Partei tun. Dort ist das Wahlprogramm – wie allgemein üblich – kostenlos verfügbar.