Bisher galt nur die Finanzaffäre um Werner Nachmann als weitgehend ungeklärt. Nun, nach dreißig Jahren, werden auch die Umstände seines Todes geprüft. Starb er statt an Herzversagen an einer Vergiftung?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es war ein Rettungseinsatz wie viele andere, an jenem Donnerstag, dem 21. Januar 1988. Nachmittags ging beim Roten Kreuz in Karlsruhe ein Notruf ein. Am Apparat war eine Frau, die Hilfe für ihren Ehemann erbat. Adresse: Bismarckstraße 37. Der diensthabende Notarzt und vier Sanitäter fuhren sofort los, mit zwei Wagen. Vor dem Haus wartete bereits der 17-jährige Sohn der Familie, um die Retter einzuweisen. Im Schlafzimmer trafen sie auf die Mutter, der Vater (62) lag reglos in seinem Bett – und war bereits klinisch tot. Fast eine Stunde lang versuchten die Retter noch, ihn wiederzubeleben. Vergebens, es war zu spät. Der ebenfalls alarmierte Hausarzt schrieb später, als Todesursache hätten er und sein Kollege, der den Totenschein ausstellte, „akutes Herzversagen vermutet“. Vermutet tippte er gesperrt, mit einem Leerschlag nach jedem Buchstaben, um es besonders zu betonen. „Anhaltspunkte für einen nicht natürlichen Tod“ hätten sich nicht ergeben.