Die Chefs des umstrittenen Herzzentrums Bodensee in Konstanz müssen bei den Krankenkassen umgehend weitere Unterlagen einreichen. Ansonsten droht der Verlust der Zulassung. Zudem gibt es Wirbel um Privatdetektive, die als falsche Journalisten für die Klinik tätig waren.

Konstanz - Die Eigentümer des umstrittenen deutsch-schweizerischen Herzzentrums Bodensee in Konstanz und Kreuzlingen müssen weiter um ihren Versorgungsauftrag durch die deutschen Krankenkassen bangen. Die Klinikchefs wurden von den Kassen ultimativ aufgefordert, umgehend weitere Unterlagen vorlegen, sonst könnte zumindest der Konstanzer Herzklinik die Schließung drohen.

 

Nach Bekanntwerden einer Vielzahl von Vorwürfen war die Klinikleitung Ende November 2013 von den Krankenkassen aufgefordert worden, umfangreiche Unterlagen beizubringen, die die Leistungsfähigkeit der Kliniken dokumentieren sollten.

Am 9. Dezember 2013 reichten die Klinikchefs die Unterlagen ein. Doch diese rechen den Prüfern des Medizinischen Dienstes der Kassen bei weitem nicht aus. Wie die Stuttgarter Zeitung und SWR Info weiter erfahren haben, muss die Klinikleitung umgehend Dokumente beibringen, um die Vorwürfe entkräften.

Ein halbes Dutzend massiver Vorwürfe gegen die Klinikchefs

Der Geschäftsleitung um die Geschäftsführer Martin Costa, dessen Frau Antoinette Airoldi und Klinikeigner Dierk Maass wird angeblicher Betrug, Missmanagement und massives Versagen in mehr als einem halben Dutzend Fällen vorgeworfen. So sollen an den Kliniken Ärzte ohne Approbation beschäftigt, nicht zugelassene Herzklappen verwendet und dem deutschen Fiskus Sozialversicherungsbeiträge für Ärzte und Pflegekräfte aus der Schweiz vorenthalten worden sein, die tatsächlich aber in Deutschland gearbeitet hätten.

Die Klinikchefs sollen des weiteren Abrechnungsbetrug begangen, einen Leichenschmuggel über die Grenze inszeniert und die Notfallversorgung unzureichend organisiert sowie möglicherweise auch das Arztgeheimnis verletzt haben.

Nicht zuletzt geht es um den Vorwurf, die Eigentümer und Geschäftsführer hätten mit unerlaubten In-sich-Geschäften über eine ihnen gehörende Handelsfirma in Oberägeri im Kanton Zug illegal hohe Millionengewinne erzielt. Die Staatsanwaltschaften in Konstanz und im Thurgau haben Ermittlungen zu den verschiedenen Komplexen aufgenommen. Diese sollen „noch Monate“ dauern, wie ein Sprecher der Konstanzer Behörde sagte. Die Klinikchefs bestreiten die Vorwürfe weitgehend.

Privatdetektive gaben sich als investigative TV-Journalisten aus

Nichtsdestotrotz droht den Klinikchefs nun neuer Ärger. Sie hatten noch 2013 über eine Firma in München zwei Privatdetektive angeheuert, um innerhalb der Klinik Informanten zu enttarnen, die Interna an die Medien weiter gegeben haben sollen. Mitte Dezember hatten sie sich unter falschen Namen bei zwei Ärzten als investigative Fernsehjournalisten des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) Zutritt verschafft, vertrauliche Gespräche aufgezeichnet und unerlaubt Daten aus dem Computer eines der beiden Ärzte kopiert.

Eine Auswahl der Mitschnitte präsentierten die Klinikchefs des Herzzentrums am 23. Januar der Öffentlichkeit. Dort behaupteten sie, die beiden observierten Mediziner hätten eine Medienkampagne inszeniert mit dem Ziel, der Klinik zu schaden und diese am Ende zu übernehmen. Die Klinik kündigte rechtliche Schritte an, die Ärzte wiederum erstatteten Anzeige gegen die falschen Journalisten wegen arglistiger Täuschung und Datendiebstahl.