Die Ausbesserungen am Menschenaffenhaus in Stuttgart dauern voraussichtlich bis 2017. Während der Zoo einen Zeitplan vorlegt, sieht sich das Architekturbüro Hascher Jehle zu Unrecht in die Rolle des Sündenbocks gedrängt.

Stuttgart - In der Wilhelma läuft die Suche nach dem Fehlerteufel. Der muss sich seit dem Beginn der Bauarbeiten in das neue Menschenaffenhaus eingeschlichen haben – und er scheint nur mit hohem Aufwand wieder vertrieben werden zu können.

 

Der Stuttgarter Zoo hat nun erstmals konkretisiert, wie lange allein die Arbeiten an den stellenweise kaputten Bodenbelägen und abgeplatzten Betonelementen voraussichtlich dauern werden: Die letzten Arbeiten an dem vor zwei Jahren eröffneten Bau werden erst im Sommer 2017 abgeschlossen sein. Der Wilhelmachef Thomas Kölpin spricht von „grundlegenden Dingen“, wenn er über die notwendigen Sanierungen und Ausbesserungen in der Anlage redet.

Bei einem Punkt der anstehenden Ausbesserungen zeigt sich, wie belastet das Verhältnis zwischen dem Zoo und den Architekten des Affenhauses ist: Die Wilhelma plant, im Außengehege der Bonobos ein Schattensegel zu errichten. Bonobos sind Waldbewohner, wenn es ihnen zu heiß wird, meiden sie in Stuttgart das Außengehege, weil ihnen der Schutz der Blätter fehlt. Juristisch gesehen steht bei solchen Umbauarbeiten das Urheberrecht des Architekturbüros Hascher Jehle gegen das Nutzungsrecht des Zoos. Wilhelma-Chef Kölpin verweist in diesem Punkt auf die Rechtsabteilung des für den Zoo zuständigen Finanzministeriums. Das Verhältnis zu den Architekten sei schließlich „nicht sonderlich gut“.

Über das Schattensegel wird gestritten

Angesprochen auf die geplanten baulichen Eingriffe im Außengehege der Bonobos äußert sich der Architekt Sebastian Jehle wie folgt: „Wir wissen nichts von einem Verschattungssegel. Wie kann ich damit einverstanden sein, wenn wir noch nicht mal informiert werden?“

Das Architekturbüro fühlt sich von der Wilhelma in die Rolle des Sündenbocks gedrängt, seit die gravierenden Mängel am Bau bekannt geworden sind (die StZ berichtete exklusiv). Im Affenhaus waren zwei Bonobos an einer Lungenentzündung gestorben. Die empfindlichen Tiere hatten sich erkältet, weil es technische Defekte an den Lüftungsklappen gab. Neben den kaputten Bodenbelägen ärgerte sich der Zoo über defekte Kameras in den Anlagen.

Die Baufirmen sind gefordert

Deren Technik liegt nicht in der Verantwortung der Architekten. Dass sein Büro jedoch in der Öffentlichkeit als Mitschuldiger für die Baumängel gehandelt, ärgert Sebastian Jehle sehr: „Der Architekt reicht der Wilhelma offensichtlich als Haftungsdepp.“ Bei den Ausführungsmängeln am Bau seien jedoch in erster Linie die Baufirmen gefordert und nicht die Architekten.

Dieser Argumentation folgt offensichtlich das Finanzministerium des Landes. Den betroffenen Unternehmen seien die festgestellten Mängel am Bau des Affenhauses bereits mitgeteilt worden, teilt das Finanzministerium auf Anfrage der StZ mit. Sie seien teilweise bereits behoben worden – einige Maßnahmen stünden jedoch noch aus. Derzeit ist es offen, ob das Land in einzelnen Fällen gegen Baufirmen klagen wird. Man strebe jedoch außergerichtliche Einigungen an, so das Finanzministerium.

Keimbelastung wird geprüft

Der Neubau der Anlage hatte den Steuerzahler zuletzt deutlich mehr gekostet, als ursprünglich dafür veranschlagt worden war: Zunächst sollte das Menschenaffenhaus nicht mehr als 13 Millionen Euro kosten. Am Ende verdoppelte sich fast die Gesamtsumme auf 22 Millionen Euro.

Der Wilhelma-Direktor Kölpin will die Schäden am Bau nun Schritt für Schritt beheben lassen. Im Affenhaus wurden zuletzt umfangreiche Luftstrommessungen vorgenommen, daraufhin wurde die Technik der Lüftungsklappen angepasst. Weitere Messungen sollen laut Kölpin Aufschluss darüber geben, ob die Keimbelastung in der Luft außergewöhnlich hoch ist. Auch nach dem Tod der beiden Bonobos hatten sich in der Gruppe Tiere erkältet, so der Zoodirektor. „Wir sind froh, dass jetzt die warme Jahreszeit begonnen hat.“

Schon in diesem Sommer wird das Menschenaffenhaus wieder zur Baustelle. Im Gorillagehege werden die Wand- und Bodenbeläge der Anlage ausgebessert, während die Tiere viel Zeit im Außenbereich verbringen sollen. Die Arbeiten dauern deshalb bis in den Sommer 2017 hinein, weil immer nur während der warmen Jahreszeit gearbeitet werden kann. Die Tiere sollen so vor Lärm und anderen Belastungen geschützt werden. Für Kölpin steht bei der Behebung der Mängel die Frage nach der Schuldzuweisung im Hintergrund. „Uns geht es um zeitnahe Lösungen“, sagt der Zoo-Chef