In Spanien, Portugal, Großbritannien und in den USA sind Fälle der seltenen Affenpocken beim Menschen aufgetreten. Die Krankheit verläuft zwar meist milde. Aber das RKI mahnt auch Ärzte in Deutschland zur Wachsamkeit.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Nach mehreren Fällen in Großbritannien, Spanien und Portugal sind die Affenpocken nun auch in den USA festgestellt worden. Die Krankheit sei bei einem Bewohner aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes registriert worden, teilte die Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) mit. Die Person sei kürzlich nach Kanada gereist. Das Virus sei aber in den Vereinigten Staaten festgestellt worden.

 

Was sind Affenpocken?

Affenpocken sind eine Viruserkrankung. Die Viren gehören zu einer Unterfamilie der Pockenviren. Ähnlich wie bei diesen bilden sich im Verlauf einer Infektion oftmals Bläschen am Körper. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei Wochen.

Normalerweise werden Affenpocken über die Luft übertragen. In einigen der kürzlich aufgetauchten Fälle aber gingen die Experten von einer Infektion durch Flüssigkeiten aus. Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten.

Woher stammen die Affenpocken?

In einem vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien.

Affenpocken waren bislang vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen „unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen“.

Die Deutsche Aidshilfe warnt derweil vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung homosexueller Menschen. „Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals - es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht“, sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht.

Das Virus, das die Affenpocken auslöst, sei im Unterschied zu HIV in den 80er Jahren länger bekannt, zudem heile die Erkrankung von selbst aus. „Uns ist sehr wichtig, dass hier nicht Panik und unangemessene Ängste entstehen.“

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Wo sind Affenpocken aufgetreten?

In Großbritannien hat sich die Zahl der erfassten Fälle der seltenen Erkrankung nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) mittlerweile auf sieben erhöht. Die erste Infektion, die Anfang Mai in Großbritannien bekannt geworden war, soll auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen.

In Nigeria sind seit 2017 vermehrt Affenpockeninfektionen beim Menschen diagnostiziert worden – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich.

Auch in Portugal seien vor allem Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten, meldet die Nachrichtenagentur Lusa. Die Zeitung „Público“ berichtet von etwa 20 Infizierten.

Welche Symptome rufen die Viren hervor?

Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend sind demnach nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt.

Laut Experten werden Affenpocken werden nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen, das Risiko für die Allgemeinbevölkerung ist sehr gering.

Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite.

Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln.

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Gibt es eine Therapie gegen Affenpocken?

Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken. Die Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Dem RKI zufolge haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr.

„1979 konnte zum ersten Mal eine Erkrankung durch ein Impfprogramm als weltweit eradiziert (ausgerottet) erklärt werde“, schreibt das RKI auf seiner Internetseite. In den 1960ern erkrankten noch zwei Millionen Menschen an den Pocken, von denen etwa 30 Prozent starben.

Wer ist der ursprüngliche Wirt des Virus?

Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. „Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden“, heißt es im RKI-Bericht.

Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. „Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich.“

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Wann sind die Affenpocken in der Vergangenheit aufgetaucht?

In einem Fachartikel von 2019 schreiben drei RKI-Mitarbeiter: „Außerhalb von Afrika wurden Affenpocken bei Menschen lediglich dreimal identifiziert: im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel“.

Die meisten Menschen – über 30 Fälle wurden erfasst – steckten sich demnach in mehreren US-Bundesstaaten an. In die USA sei das Virus mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt worden. Die Betroffenen sollen sich nicht direkt bei diesen Tieren angesteckt haben, sondern durch Kontakt zu Präriehunden, die vor ihrem Weiterverkauf in der Nähe der ghanaischen Tiere gehalten worden waren.