In Kundus im Norden feuern die Extremisten Mörsergranaten auf Wahllokale, in Kandahar im Süden werden mehrere Menschen bei einem Anschlag verletzt. Zudem kommt es zu zahlreichen Pannen in den Wahllokalen.

Kabul - Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan am Samstag ist von Angriffen der radikalislamischen Taliban überschattet worden. Die Extremisten feuerten Mörsergranaten auf die Stadt Kundus im Norden des Landes, um Wähler von den Urnen fernzuhalten, sagte ein Mitglied des Provinzrates. Mehrere Menschen seien getötet oder verletzt worden. Am Morgen explodierte an einem Wahllokal in einer Moschee in Kandahar im Süden des Landes zudem ein Sprengsatz und verletzte 15 Menschen, wie ein örtlicher Arzt berichtete.

 

Die radikalislamischen Taliban hatten zu einem Boykott der Wahl aufgerufen und mit Anschlägen gegen all jene gedroht, die trotzdem an die Urnen gingen. Trotzdem bildeten sich an einigen Wahllokalen schon vor Öffnung lange Schlangen. In einigen anderen Orten waren zum Beginn der Wahl noch nicht einmal die Wahlhelfer vor Ort, wie Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachteten.

Zahlreiche Pannen zum Wahlauftakt

9,6 Millionen Afghanen sind wahlberechtigt. Die Sicherheitslage - die Taliban haben rund die Hälfte des Landes unter ihrer Kontrolle - und der Frust über die amtierende Regierung dürften aber zu einer eher geringen Wahlbeteiligung führen. Präsident Aschraf Ghani und sein Regierungschef Abdullah Abdullah gelten als Favoriten. Die beiden waren bereits vor fünf Jahren in eine Stichwahl gekommen und hatten sich nach einem langen Streit über den Wahlausgang schließlich auf eine Einheitsregierung geeinigt, die nach Ansicht vieler Afghanen nichts zustande gebracht hat. Für die Taliban ist sie eine Marionette der USA.

Der Wachmann Imam Baksch sagte, er habe keine Angst um seine Sicherheit, als er vor einem Wahllokal Schlange stand. Er wisse aber auch noch nicht, wen er wählen solle. „Alle von ihnen waren so enttäuschend für das Land“, sagte er.

Gleich zum Auftakt der Wahl wurden zahlreiche Pannen gemeldet. Im Bezirk Wasir Akbar in Kabul öffneten die Wahllokale später als vorgesehen und die biometrischen Maschinen, die Wahlbetrug verhindern sollen, funktionierten nicht. Im Viertel Taimani, wo mehrheitlich Angehörige der Volksgruppe der Hazara leben, fehlten zwei Drittel der Wählerlisten.