Update. Die Männer sind an Schusswunden gestorben. Dass es sich um die vermissten Deutschen handelt, wurde vom Auswärtigen Amt noch nicht bestätigt.

Kabul - Nach einer Wanderung im Hindukusch-Gebirge nördlich von Kabul waren sie mehr als zwei Wochen lang spurlos verschwunden. Nun behaupten afghanische Behörden am Montag, die vermissten Deutschen seien erschossen worden. Ein Bergungstrupp habe die Leichen der Vermissten am späten Nachmittag entdeckt, sagte der Polizeichef der Provinz Parwan, General Scher Ahmad Maladani. Der Fundort liege etwa 30 bis 40 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt.

 

Die beiden Männer hätten Einschusslöcher in der Brust. „Soweit wir wissen, wurden sie von örtlichen Nomaden in der Gegend getötet“, sagte die Sprecherin der Regierung der Provinz Parwan, Roshana Chalid. Wann sie getötet wurden, sei noch unklar. Von deutscher Seite wurde bislang noch nicht bestätigt, dass es sich bei den beiden Getöteten um die zwei deutschen Männer aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) und Sachsen handelt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat bislang lediglich erklärt, er müsse „leider bestätigen“, dass in Afghanistan zwei Tote gefunden worden seien.

Das Auswärtige Amt bemüht sich nach dem Fund der beiden Leichen um deren Identifizierung. Ein Ministeriumssprecher bestätigte am Montag in Berlin erstmals Angaben der afghanischen Behörden, wonach zwei Tote entdeckt wurden. Er fügte hinzu: „Solange die Identifizierung nicht zweifellos abgeschlossen ist, sind keine verlässlichen Aussagen möglich.“

Afghanische Behörden gehen von Raubmord aus

Auch zur Todesursache nahm das Ministerium nicht näher Stellung. Die örtlichen Behörden in Afghanistan gehen davon aus, dass die beiden Männer einem Raubmord zum Opfer fielen. Möglicherweise hätten es die Täter auf Wertsachen wie Kameras und Ferngläser abgesehen. Kurze Zeit nach dem Verschwinden der beiden Deutschen hatten Sicherheitskräfte nach Angaben der Behörden vier Angehörige vom Nomaden-Stamm der Kuchis festgenommen. Zunächst war von fünf Verdächtigen die Rede gewesen. Sprecherin Chalid hatte damals gesagt, die Verdächtigen könnten Verbindungen zu Aufständischen haben. Das Innenministerium in Kabul habe die Ermittlungen übernommen. Noch am vergangenen Freitag - zwei Wochen nach dem Verschwinden der Bundesbürger - hatte Chalid gesagt, die Verdächtigen würden weiterhin vom afghanischen Geheimdienst NDS befragt.

Deutsche Sicherheitskreise hatten allerdings nach dpa-Informationen bis zuletzt keine Erkenntnisse darüber, dass die Bundesbürger verschleppt wurden. Weder die Taliban noch kriminelle Gruppen bekannten sich zu einer Entführung.

Für Mitarbeiter gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Deutschen waren am Freitag vor gut zwei Wochen beim Wandern im Hindukusch-Gebirge nördlich von Kabul spurlos verschwunden. Einer von ihnen - ein 59-Jähriger aus Ditzingen - soll für die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig gewesen sein. Dabei soll es sich nach Informationen der Stuttgarter Zeitung um Willi Ehret handeln, den Sohn des letzten Heimerdinger Bürgermeisters. Der Agrarwissenschaftler soll mit einem 69-Jährigen aus Wilsdruff bei Dresden nördlich von Kabul zu einer Wanderung in das Hindukusch-Gebirge aufgebrochen sein. Ehret ist Wissenschaftler und arbeitet seit Jahrzehnten für einen Entwicklungsdienst. Obwohl er schon lange nicht mehr im Kreis Ludwigsburg wohnt, besuchte er regelmäßig seine Mutter in einem Ditzinger Pflegeheim. Der zweite Mann, ein 69-Jähriger aus Sachsen, gehört einem christlichen Hilfswerk an.

Für GIZ-Mitarbeiter, wie den Mann aus Ditzingen, gelten in dem instabilen Land strenge Sicherheitsvorkehrungen, die auch in der Freizeit greifen. Ihre Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Nicht-staatliche Hilfswerke haben oftmals weniger strikte Bestimmungen. Die Provinz Parwan gilt für afghanische Maßstäbe als relativ ruhig. Im vergangenen Monat hatten Aufständische allerdings den Sitz des Gouverneurs angegriffen, 19 Menschen wurden getötet.

Vor vier Jahren hatte die Entführung von zwei deutschen Bauingenieuren wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. Sie waren im Juli 2007 verschleppt worden. Die Kidnapper erschossen eine der beiden Geiseln. Der zweite Ingenieur kam nach 85 Tagen Geiselhaft frei.