Lange dachten Experten ja, diese Erschwernisse würden schon bald überwunden werden, und dann werde der kontinentale Fußball wirklich große Mannschaften hervorbringen. Das hat sich als Illusion entpuppt. Wenn man so will, waren die 20 Jahre zwischen 1990 und 2010 die große Zeit der afrikanischen Fußballblüte. Roger Milla erfreute die Welt bei der WM in Italien mit seinem berühmten Tanz an der Eckfahne, den in taktischen Zwängen und spielerischer Beschränktheit gefesselten europäischen Teams der 90er und 2000er Jahre wurde eine faszinierende Mischung aus Unbekümmertheit, physischer Wucht und technischer Kunstfertigkeit entgegengesetzt. Kamerun scheiterte 1990 nach einer begeisternden Show in einer dramatischen Viertelfinalverlängerung knapp an England. 1994 glaubten die entfesselten Nigerianer um Jay Jay Okocha, Italien beim Stand von 1:0 vorführen zu können, kassierten eine Minute vor dem Abpfiff den Ausgleich und schieden doch noch aus. Der Fußballphilosoph Cesar Luis Menotti schwärmte von den „letzten großen Romantikern“, und Experten wie Berti Vogts oder Pelé prophezeiten, dass sehr bald ein afrikanisches Team den WM-Titel gewinnen werde. Samuel Eto’o (Kamerun), Michael Essien (Ghana) oder die Brüder Yaya und Kolo Touré (Elfenbeinküste) leuchteten als Helden großer Champions-League-Nächte, 2008 erlebte Ghana einen hochklassigen Afrika-Cup, und 2010 durfte der Kontinent erstmals sein eigenes Weltturnier ausrichten, in Südafrika. Doch dann folgte: Stagnation.