Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)
 
Sie sind seit mehr als zwanzig Jahren aktiv. Wo steht deutscher HipHop heute?
HipHop ist ständig im Wandel. Deshalb ist es auch immer für die Jugend attraktiv. Auch Autotune und solche Sachen gehören dazu. Das ist HipHop. Das hat alles seine Berechtigung. Das erlaubt Rap, jeder kann das so interpretieren, wie er möchte. Ich bin sehr glücklich mit der Entwicklung von HipHop. Es hat seinen Platz und ist voll von Alternativen. Wir sind in Deutschland gut aufgestellt, das ist musikalisch absolut hochwertig.
Welche Künstler finden Sie derzeit spannend?
Capital Bra ist so ein Beispiel. Ich mag auch ignoranten Rap, bei dem es auch mal zur Sache geht. Auch Rin finde ich musikalisch spannend. Und natürlich Trettmann. Ich schaue aber nach mir und mache meine Entscheidungen nicht davon abhängig, wie ich mich positionieren will.
In dem Song: „Wer bin ich?“ rappen Sie: „Wenn ich an Stuttgart denk, kommen mir die Tränen“
Ich bin in einem Alter, in dem man versteht, wer man ist. Das hat viel mit der Prägung zu tun. In Berlin vor ein paar Jahren hatte ich noch eine Stuttgarter Sehnsucht. Heute ist Stuttgart meine spirituelle Basis. Wenn ich schreibe, denke ich immer noch, ich sitze am Bismarkturm oder in Weilimdorf. Für mich ist Stuttgart Heimat. Und manchmal habe ich Heimweh.
Blicken Sie nostalgisch auf die Zeit der Kolchose zurück? Was war das Besondere an Stuttgart? Hätte das überall passieren können?
Wir haben damals viel Unterstützung von der Stadt Stuttgart bekommen. Das Cumulus-Büro hat die San-Francisco-Reise organisiert. Der Stuttgarter Steuerzahler ist mitverantwortlich, dass es die Kolchose gibt. Das vergisst man, dass das so war. Die Gelder mussten verteilt werden und es gab Leute, die sich für die Idee eingesetzt haben. Stuttgart ist schon eine spezielle Stadt. Es ist eine Großstadt, aber irgendwie Provinz. Da gab es viele, die viel bewegt haben – die Massiven Töne, Matze Bach, DJ Emilio. Alle sind damals nach Stuttgart gekommen, weil wir die besten Partys hatten. Und wir hatten den besten Sound, was wir alle mit unseren Debütalben bewiesen.
Im Herbst wird es im Stuttgarter Stadtmuseum ein Palais der Kolchose geben. Ist es an der Zeit, dass HipHop aus Stuttgart zum Ausstellungsobjekt wird?
Wir haben der Stadt ein Gesicht gegeben; jenseits von allen Klischees, die nicht stimmen. Wir sind ein Teil der HipHop-Historie, das kann man gut festhalten. Ich erwarte aber eine Statue von mir auf dem Schillerplatz.

Das Album „Beats, Rhymes & Mr. Scadanelli“ ist jetzt erschienen. Im Februar wird es eine Tour geben, bei der er auch in Stuttgart auftreten wird. Am 11. März 2018 im Wizemann. Das Palais der Kolchose, eine Ausstellung zum Thema HipHop in Stuttgart, ist vom 23. November bis 10. Dezember im Wilhelmspalais in Stuttgart zu sehen. Geöffnet ist es täglich von 14 bis 21 Uhr. Eröffnungsparty ist am 25.11.2017 mit Massive Disco feat. Schowi, Ju, DJ 5ter Ton, Franky Kubrick, Marz, Bartek & Kaas. Am 2.Dezember gibt es eine Kolchose-Party mit dem FK Soundsystem (Max Herre & DJ Friction) feat. Afrob und DJ Emilio.

Afrob, bürgerlich Robert Zemichiel, lebt seit drei Jahren in Hamburg. 2007 zog er von Stuttgart nach Berlin. 1999 veröffentlichte er sein Debüt „Rolle mit HipHop“. Afrob ist ein wichtiger Protagonist der Stuttgarter Kolchose. Zusammen mit Samy Deluxe gründete er das Projekt ASD.