Das wusste man noch nicht von Franz Josef Strauß, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Offenbar spionierte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Grandseigneur im Zweiten Weltkrieg für die Amerikaner.
München - Brisante Veröffentlichung zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß: Ein Forscher hat Hinweise auf eine mögliche Agententätigkeit des späteren bayerischen Ministerpräsidenten für den amerikanischen Militärgeheimdienst OSS im Zweiten Weltkrieg gefunden. Das schreibt der Jurist und Universitätsdozent Enrico Brissa in einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit, die die Bundeszentrale für politische Bildung am Wochenende veröffentlicht hat und über die zuerst die „Welt am Sonntag“ berichtete.
Demnach enthielten „neu entdeckte Akten des vormaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR sowie des Bundesnachrichtendienstes bislang unbekannte Hinweise auf eine mögliche nachrichtendienstliche Verbindung von Strauß zu den USA“. Darin werde behauptet, Strauß habe im Oktober 1944 geheime Unterlagen zur Luftverteidigung süddeutscher Städte, darunter Würzburg, an amerikanische Agenten übergeben. Strauß’ Treffen mit den Kontaktmännern des Office of Strategic Services (OSS) soll danach im Schweizer Grenzort St. Margarethen stattgefunden haben. Die Behauptungen lassen sich laut Brissa aber „weder beweisen noch entkräften“.
„Völlig neuer Aspekt“
Der Präsident der Bundeszentrale, Thomas Krüger, sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir haben uns nach genauer Prüfung zur Veröffentlichung entschlossen, weil dem Bild einer zeitgeschichtlich wichtigen Person hier ein völlig neuer, bisher unbekannter Aspekt hinzugefügt wird.“
Strauß wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden. In Rott a. Inn (Landkreis Rosenheim), wo der langjährige CSU-Chef neben seiner Ehefrau beerdigt ist, standen am Sonntag weitere Gedenkfeierlichkeiten an.