Ein Anti-Gewalt-Training kann jungen Täterinnen helfen, anders mit Provokationen umzugehen. Man sollte dieses Angebot nach dem Bedarf ausbauen, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Zahl der Körperverletzungen, auch schwerer Körperverletzungen, wieder zurückgeht. Das gilt laut Stuttgarter Polizei auch für weibliche Tatverdächtige. Gleichwohl vermitteln im Internet kursierende Gewaltvideos, aber auch spektakuläre Vorkommnisse wie die des brutal zuschlagenden jungen Frauenquartetts vom Plochinger Bahnhof ein anderes Bild. Fest steht: aggressive Mädchen machen heute mehr von sich reden als früher, als es zum weiblichen Rollenbild gehörte, die Wut still in sich reinzufressen. Und die Mädchen nutzen heute digitale Verbreitungsmöglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen – und sei es durch gefilmte Straftaten. Ein Smartphone genügt.

 

Oft liegt den Gewalttaten eine tiefe Kränkung zugrunde

Es lohnt sich, nach den Ursachen für diese Gewalt zu schauen. Oft stehen eine tiefe Kränkung und ein geringes Selbstwertgefühl dahinter, gekoppelt mit der Unfähigkeit, Konflikte auf anderem Weg zu lösen. Viele dieser Mädchen haben in ihren Familien selbst Gewalt erlebt und Eltern, die unfähig sind, Konflikte anders zu lösen als durch Gewalt. So etwas sitzt tief. Und es lässt sich praktisch nur schwer verhindern.

Es ist fraglich, ob eine achtstündige Beratung ausreicht

Es ist richtig, diese Mädchen zu einem Anti-Gewalt-Training und zu einem Sozialtraining zu verpflichten, sofern bei ihnen irgendeine Hoffnung auf Einsicht, auf Verhaltensänderung besteht. Aber es stellt sich die Frage, ob acht Stunden Beratung ausreichen, um solche grundlegenden Dinge bei den jungen Frauen in eine neue Spur zu setzen. Es wäre sicher lohnend, die Wirkung solcher Maßnahmen herauszufinden – und sie bedarfsgerecht zu optimieren.