Die Vaihinger Künstlerin Agnes Roller sucht Struktur und wölbt das Aquarell in den Raum. Für sie aber war das Malen schon immer wichtig, „als Zuflucht und Rückzug, wo ich mich gefunden und wohlgefühlt habe“.

Vaihingen - Das kann Beispiel und Vorbild sein für so viele Menschen, die sich gern künstlerisch ausdrücken wollen. Agnes Roller hat zwar „von klein an gemalt“, aber sie hat keine akademische Ausbildung und stammt auch nicht aus einer Familie, die früh und gezielt künstlerisch anregen und prägen konnte. Erst seit gut zehn Jahren malt die Vaihingerin so ernsthaft, dass sie auch ausstellt. Und ohne Vorbilder, ohne Nachahmen hat sie einen ganz persönlichen Stil von hoher Qualität gefunden. Der allerdings hat sich auch gewandelt im Laufe der Zeit.

 

Ihr Stil ist abstrakt

Auch wenn Agnes Roller inzwischen ganz anders arbeitet, ist ihr jenes Großformat, das über dem Sofa ihres Heims hängt, ganz besonders wichtig. Denn dieses Aquarell aus der Serie „Körperlichkeiten“ aus dem Jahr 2002 steht bei ihr für einen künstlerischen und auch öffentlichen Durchbruch bei einer Doppel-Ausstellung der Kultur am Kelterberg gemeinsam mit Michaela Cuberli. Die Aquarelltechnik bevorzugt sie immer noch, wenn auch seit jeher auf etwas andere Art als all die anderen. Agnes Roller fasziniert das „Wieder- wegwischen-können, das Lasieren, das Schichten, der Reichtum an Tönen“. Ihr Stil ist abstrakt, sie will „nicht wirklich was darstellen“.

In Kursen, etwa bei Hilde Sandberger, in der Kunstwerkstatt, bei Atelierwochen in Murrhardt, hat sie sich seit bald 20 Jahren viel stilistisches Wissen und von der Pike auf alle technischen Grundlagen des Malens angeeignet und „wahnsinnig viel gelernt“. Das Wichtigste und entscheidende aber war dabei „der Mut und die Fähigkeit, selber zu arbeiten“.

Sie wollte schon früh Malerin werden

Ein verträumtes Kind sei sie gewesen, sagt Roller, das neunte von zehn einer Arbeiterfamilie aus Frittlingen am Lemberg. Die Mutter war gelernte Lehrerin, es gab viel Musik bei all dem Trubel, auch im Chor. Für sie aber war das Malen wichtig, „als Zuflucht und Rückzug, wo ich mich gefunden und wohlgefühlt habe“. Sie wollte Malerin werden, Kunst studieren. Aber während die Brüder aufs Gymnasium durften, blieb für das Mädchen nur die Handelsschule, dann der Weg ins Büro.

Spät erst heiratete Agnes Roller und bekam zwei Kinder. Für sie hat sie als Mutter viel gemalt und gezeichnet, „vom Bagger bis zum Comic“. Der Sohn studiert inzwischen Gitarre, Schwerpunkt Avantgarde, die Tochter Schulmusik mit Flöte und Gesang. Die Neue Musik des Sohnes findet die Mutter „toll für die Malerei“. Das Entdecken, Experimentieren, Neugierde wecken, liegt ihr in der Kunst. Dazu kommt ein gewisser provozierender, rebellischer Zug.

Auf diese Art hat sie, bei einer Murrhardter Atelierwoche, das „Rauswölben der Malerei in den Raum“ entdeckt. Seither malt Roller, immer wieder in Phasen, Materialbilder, zu denen sie über grundierter Pappe oder auch Leinwand Zeitungspapier knüllt und fixiert. Jetzt im Juni hatte Roller eine Ausstellung in Holzgerlingen, für die Mitgliederausstellung der Vaihinger Kultur am Kelterberg plant sie „etwas Morbides mit wenig Farbe“.

Dass sie nicht allein ist mit ihrer „Suche nach Strukturen“, merkt sie auch an den Großen. Anselm Kiefer hat sie „nachhaltig beeindruckt“. Gesehen hat sie ihn im spektakulären Guggenheim-Museum im baskischen Bilbao. „Das fand ich gigantisch“, schwärmt sie.