Bayer lotet eine Übernahme des Saatgut-Spezialisten Monsanto aus. Ein solcher Deal würde ein globales Schwergewicht in dem Markt schaffen. In Europa steht der US-Konzern immer wieder in der Kritik.

Leverkusen - Der deutsche Chemieriese Bayer will sein Agrargeschäft mit dem Kauf des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto stärken. Vertreter von Bayer hätten sich kürzlich mit Mitgliedern der Monsanto-Geschäftsführung getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme zu sprechen, teilte Bayer am Donnerstagmorgen mit. Der US-Konzern steht wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte immer wieder in der Kritik. Zudem stellt Monsanto den weltweit meistgenutzten Unkrautvernichter „Roundup“ mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat her.

 

Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird das Herbizid vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet, in Deutschland kommt es auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz. Die europäische Zulassung für Glyphosat läuft Ende Juni aus, am Donnerstag könnte eine Entscheidung über eine erneute Genehmigung fallen.

Monsanto war an der Börse zuletzt rund 42 Milliarden Dollar (gut 37 Mrd Euro) wert. Der Kurs schwankte in den vergangenen Tagen, nachdem es bereits vor einer Woche erste Berichte über ein Interesse von Bayer gegeben hatte.

Aktien auf Talfahrt

Mit Monsanto würde das Agrargeschäft bei Bayer eine viel größere Rolle spielen. Der US-Konzern erlöst im Jahr rund 15 Milliarden Dollar (gut 13 Mrd Euro) mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Bayer kam im vergangenen Jahr insgesamt auf einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro. Die Aktien der Leverkusener gingen nach der Mitteilung auf Talfahrt und stürzten im Dax kurz nach Börsenöffnung um 6 Prozent ab.

Monsanto geht gerade durch einige Turbulenzen. Der Konzern kappte jüngst die Gewinnprognose für dieses Jahr und baut Stellen ab.

Das „Wall Street Journal“, das in der Nacht zunächst über die Gespräche berichtet hatte, schrieb unter Berufung auf Zahlen der Bank Morgan Stanley, gemeinsam würden die Unternehmen gut ein Viertel (28 Prozent) der weltweit verkauften Pflanzenschutzmittel absetzen. Sehr stark wären sie auch im US-Geschäft mit Getreide- und Soja-Samen.

Die Offerte wird geprüft

Für ein Zusammengehen spricht, dass Monsanto in den USA stärker aufgestellt ist, Bayer in Europa und Asien. Das könnte den Unternehmen auch bessere Karten bei den Wettbewerbshütern bescheren.

Monsanto hatte in St. Louis mitgeteilt, das Unternehmen habe eine unaufgeforderte, nicht-bindende Offerte von Bayer erhalten. Der Verwaltungsrat des US-Konzerns will die Offerte jetzt prüfen. Bis diese Überprüfung abgeschlossen ist, werde es keine weitere Mitteilung des Unternehmens geben. Auch Bayer hielt sich mit Details bedeckt.

In der Chemiebranche brodelt seit langem die Gerüchteküche über die Zukunft der Unternehmen, die sich auf das Geschäft mit der Landwirtschaft spezialisiert haben. Dieses steht wegen niedrigerer Preise für Agrarrohstoffe, den Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien seit einiger Zeit unter erheblichem Druck. Im vergangenen Jahr hatte Monsanto versucht, den Schweizer Konkurrenten Syngenta zu übernehmen, der nun an den chinesischen Konkurrenten ChemChina geht.