Eine Rose zwischen den Zähnen und das Messer im Hosenbund: Die Narrenzunft AHA feiert ihr Sommerfest im Spitalhof.

Weil der Stadt - Sich in heutigen Zeiten noch Zigeuner zu nennen, erfordert Mut. Aber Sinti- und Romafest wäre als Namen der Veranstaltung auch ziemlich irreführend, ein Les-Saintes-Maries-de-la-Mer (ein Wallfahrtsort für Sinti und Roma in Frankreich) im Heckengäu ist das gut besuchte Sommerfest im Spitalhof nämlich nicht. „Das wäre mal was“, lachen die Chefin der Zunft, Sabine Quessel, und Neumitglied Ilona Schuhmacher über die Vorstellung, echtes fahrendes Volk könnte sich hier mit vergnügen.

 

Fasnets-Feeling im Hochsommer

Diese Narrengruppe darf ausnahmsweise außerhalb der fünften Jahreszeit feiern, weil sie keine Masken trägt. Damit entspricht sie einer sehr alten Tradition, obwohl niemand so ganz genau weiß, wie es überhaupt zu dieser Gruppierung kam. Auf ihrer Webseite heißt es dazu: „Schon in einem Brief von 1838 werden die Zigeuner in Zusammenhang mit einer Opern-Aufführung erwähnt. Als dann die Turngemeinde von circa 1900 bis 1925 auf dem Marktplatz Szenen aus Schauspielen aufführten, traten die Zigeuner schon in Erscheinung.“

An diesem traumhaften Sommerabend sind „Carmen“ und „Janko“ in großer Zahl gekommen, um in einem gemütlichen Lager aus Strohballen, Tierfellen und wildgemusterten Decken um ein Lagerfeuer herum ihre berühmte Zigeunersuppe herzustellen. Werner Hasenmeier aus Heimsheim ist auch deswegen hier: „Jedes Jahr feiern die hier so toll und die Suppe schmeckt einfach klasse“, ihr Geheimnis wird nicht verraten. Er freut sich auch schon auf die feurigen Zigeunertänze, während sich Freundin Brigitte unbedingt die Karten legen lassen will. „Ich habe ein interessantes Jobangebot“, verrät sie und gleich dazu, dass sie die Entscheidung aber nicht völlig von den Karten abhängig machen wird.

In diesem Jahr kann man zum ersten Mal in der Weinlaube, die von befreundeten Mitgliedern der Narrenzunft betrieben wird, bei erlesenen Tropfen dem wilden Treiben beiwohnen. Außerdem können Freunde von sprudeligen Getränken an der Sektbar Platz nehmen und wer es exotischer mag, darf sich ab 21 Uhr in der Ali-Ba-Bar von den Ballettmädchen Cocktails mixen lassen.

Los ging es in diesem Jahr bereits um 17 Uhr. „Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass sich viele Besucher schon vor 18 Uhr einfanden. Aufgebaut ist ja schon alles am Mittag, warum also nicht früher anfangen“, erklärt die Zigeunerbaronin den früheren Beginn.

Maxi Rau ist jetzt Teil des Clans

Das kommt auch der Kindstaufe entgegen, während die Aufnahme des temperamentvollen Nordlichts Ilona kurz vor Einbruch der Dunkelheit um 20.30 Uhr stattfindet. Maxi Rau ist schon eineinhalb Jahre alt zu seiner Taufe und der Enkel von „Krawallo“. Somit gehört er dem Clan des Don Krawallo an, sein künftiger Name wird „Bulldog- und Baggerfreund“ sein. Mit 16 Jahren kann der junge Mann dann entscheiden, ob er weiterhin in der Zunft bleibt oder lieber aussteigt.

Ilona dagegen musste einen Antrag stellen und diesen bei der Baronin einreichen. Dann wurde in einer Geheimwahl abgestimmt. Alle waren dafür. „Ich finde den Zusammenhalt in der Gruppe so toll“, verrät die blauäugige Dame mit der schwarzen Perücke (eine der wenigen Vorgaben für das Kostüm) ihr Interesse an der Fasnet, und dass sie in Wirklichkeit „straßenköterblond“ sei. Mitglied ist sie seit Mai, an diesem Abend trinkt sie als offiziellen Akt einen Schnaps, isst vor aller Augen ein Stück Schwarzwurst und schmaucht eine Zigarre. Gefeiert und gesungen wird bis tief in die Nacht.