Die Museumsroute verbindet Weil der Stadt im Kreis Böblingen mit Nürtingen im Kreis Esslingen. Bald soll sie auch noch die Menschen neu mit ihrer Heimat verbinden. Dafür setzt der Verband Region Stuttgart 200 000 Euro ein.

Aichtal - Die Wegweisung auf der Route der Industriekultur im Filstal ist das Vorbild. Entsprechend der mit Mitteln der Europäischen Union aufgewerteten Radtour von Plochingen nach Wiesensteig (Kreis Göppingen) soll auch die durch die Kreise Böblingen und Esslingen führende Museumsroute neuen Rückenwind erfahren. Angeschoben wird die Qualitätsoffensive unter anderem von den 200 000 Euro, die aus dem bundesweiten Aktionsprogramm „Lebendige Regionen – Aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe“ in die Region Stuttgart fließen.

 

Hier geht es zu einer großen Grafik zum Museumsradweg.

Das Ziel ist klar umrissen. Radler sollen, wenn das in den kommenden beiden Jahren entwickelte Konzept umgesetzt ist, auf ihrem Weg von Weil der Stadt (Kreis Böblingen) nach Nürtingen nicht nur die kulturell und landschaftlich ohnehin schon erfahrenswerte Tour genießen, sondern auch auf die Attraktionen links und rechts des Weges hingewiesen werden.

Mit der Idee verfolgt der federführende Verband Region Stuttgart mehr als nur eine weitere touristische Offensive. „Unsere Region ist von Zuwanderung geprägt. Unser Ziel ist es, die Leute zu halten und ihnen, egal von wo sie auch immer zu uns gekommen sind, ein Heimatgefühl zu vermitteln“, sagt Thomas Kiwitt, der für die Planung zuständige Leitende Technische Direktor des Regionalverbands.

Das Wissen um den kulturgeschichtlichen Hintergrund fördert die Identifikation

Wenn man die Landschaft am Schönbuchrand nicht nur radelnd an sich vorbeiziehen lässt, sondern auch um deren kulturgeschichtlichen Hintergrund weiß, dann fällt die Identifikation leichter. Dem Blick links und rechts des Fahrradlenkers schreibt der regionale Chefplaner dabei einen zusätzlichen positiven Nebeneffekt zu. „Wir vernetzen die Landschaftsräume besser, weil wir auch die Nebenrouten und neue Anbindungen aufgreifen“, sagt Kiwitt. Das alles soll über ganz neue Formen der Informationsvermittlung transportiert werden. Dabei stützen sich die Regionalplaner auf das Fachwissen sowohl des geografischen Instituts der Universität Tübingen, als auch auf Experten für digitale Visualisierung.

„Mit den 200 000 Euro stehen uns jetzt erst einmal die operativen Mittel zur Verfügung. Das gibt und die Möglichkeit, uns intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und ein Konzept zu entwickeln“, sagt Kiwitt. Dessen Umsetzung, daraus macht der Chefplaner keinen Hehl, wird dann nicht zum Nulltarif zu haben sein. Neben den Mitteln, die aus den Fördertöpfen des Landschaftsparks Schönbuch entnommen werden, müssen wohl auch die Kommunen entlang des rund 50 Kilometer langen Radwegs ihren Obolus entrichten.

Museen sollen virtuell 24 Stunden am Tag zugänglich werden

Das schreckt Lorenz Kruß, den Bürgermeister der Stadt Aichtal, nicht. „Es ergibt Sinn, unterwegs die Leute direkt anzusprechen, die sich in der Region nicht so gut auskennen“, sagt er. Und es ergebe auch Sinn, dass der Verband Region Stuttgart die Koordination in die Hand genommen habe. Immerhin vier Museen, das Häfnermuseum, das Heimatmuseum, das Bäckereimuseum und das Schulmuseum, können die Radler auf ihrem Weg durch die einzelnen Ortsteile von Aichtal ansteuern. Wenn sie denn überhaupt geöffnet haben. So findet sich in der Vitrine, die den Radfahrer vor dem Häfnermuseum in Aichtal-Neuenhaus empfängt, neben der ausgestellten Töpferware auch ein Hinweis auf den nächsten Öffnungstag. Es ist der Sonntag, 12. März, von 10 Uhr bis 18 Uhr.

„Wir wissen, dass viele der Museen an der Strecke ehrenamtlich geführt sind“, sagt Kiwitt. Diesem Nachteil könnte mit virtuellen, auf Tablets oder iPhones rund um die Uhr abrufbaren Museumsrundgängen entgegen gewirkt werden. Möglich sei auch eine Informationsstele, die vor dem jeweiligen Museumseingang die interessantesten Information in Kurzform vorhält. „Die Radfahrer sind heutzutage digital und analog unterwegs. Wir müssen mit den Angeboten beide, die junge und die ältere Generation ansprechen“, sagt Kruß.

Bei einer Auftaktveranstaltung im Februar haben sich die Bürgermeister der zwölf beteiligten Kommunen schon einmal gemeinsam auf den Weg gemacht. Erste inhaltliche Weichenstellungen werden von einer Arbeitstagung erwartet, zu der Ende Mai jede Kommune jeweils drei Teilnehmer entsenden darf.

Infos rund um den Radweg

Radweg
Der Museumsradweg von Weil der Stadt nach Nürtingen verläuft auf rund 50 Kilometern durch das Würmtal und das Aichtal. Die Strecke führt an kulturellen, musealen und heimatgeschichtlichen Attraktionen vorbei. Die mit einem eigenen Logo versehene Museumstour verbindet den Würmtal-Radweg, den Hohenzollern-Radweg und den Neckartal-Radweg. Start- und Endpunkt sind mit der Bahn gut zu erreichen und miteinander zu verbinden.

Idee
Bis Ende des Jahres 2018 wollen die zwölf Museumsrouten-Anrainer unter der Regie des Verbands Region Stuttgart und mit der fachlichen Begleitung des geografischen Instituts der Universität Tübingen ein Konzept entwickeln, das die Radtour in Bezug zur Kultur- und Landschaftsgeschichte der Schönbuchregion setzt. Dafür stehen 200 000 Euro aus dem Etat des Bundesinstituts für Bau-, Stadt– und Raumforschung zur Verfügung. Langfristig soll über diesen Umweg das Heimatgefühl der Nutzer gestärkt werden.