6000 Besucher feiern Alison Moyet, John Miles und Seal bei der Aida Night of the Proms – eine durchaus gelungene Mischung aus Kuschelrock und Klassikern.

Stuttgart - "We are Family“ singen sämtliche Interpreten der Aida Night of the Proms beim großen Finale in der Schleyerhalle – und die rund 6000 Besucher stimmen laut mit ein. Mehr als drei Stunden lang haben sie zuvor bereits Stars wie Seal und Alison Moyet, Stanfour und Interpreten längst vergangener Tage teils ausgelassen gefeiert – mit La-Ola-Wellen, Beifall und Freudepfiffen.

 

Es ist ein Abend so ganz nach dem Geschmack der Generation Golf: Nile Rodgers, Gründer der Band Chic, und seine Sängerinnen erinnern mit den Hits „Le Freak“ oder „Good Times“ an jene Tage, als man selbst in den verrauchten Diskotheken manch kesse Sohle aufs Parkett gelegt hat; Alison Moyet sorgt mit ihren kraftvoll geschmetterten Songs „That Ole Devil Called Love“, „Don’t Go“ und „All Cried Out“ für sentimentale Erinnerungen; und auch bei Seal ☺kommt mit Amazing“, „Crazy“ oder einem Medley aus „Papa Was A Rolling Stone“ und „Killer“ für Partystimmung auf.

Viele Paare lauschen schmusend

Andächtiger geht es da schon bei der Interpretation seiner Ballade „Kiss From A Rose“ zu: viele Paare lauschen schmusend nicht nur der Stimme Seals, sondern auch den Streichern des Orchester Il Novecento und den Choristen der Fine Fleurs. Sie sind bei der Night of the Proms nicht nur mit klassischen Werken wie der Ouverture von „Russlan und Ludmilla“ oder einem Ausschnitt von „Carmina Burana“ zu erleben, sondern sorgen auch beim Auftritt von Stanfour dafür, dass deren Hits wie „For All Lovers“, „Wishing You Well“ oder „Life Without You“ in ungewohntem Gewand daherkommen.

Es ist eben seit knapp 30 Jahren das Konzept dieser Konzertreihe, mit Popmusik und klassischen Klänge scheinbare Gegensätze aufeinandertreffen zu lassen. Wie wohl das mitunter klingt, zeigt eine der vielen musikalischen Überraschungen an diesem Abend: ein Wettstreit zwischen Discjockey Replay an den Plattentellern und dem Orchester Il Novecento. Die Musiker lassen Rock- und Pophits von Queen, David Bowie oder Michael Jackson mit klassischen Werken von Antonio Vivaldi, Ludwig van Beethoven oder Frederic Chopin klanglich miteinander verschmelzen. Der Höhepunkt des Duells ist schließlich erreicht, als der Faithless-Hit „God is a DJ“ aus der Konserve dröhnt und untermalt wird von den Streicherklängen des Orchesters. Das ist Klassik mal ganz anders.

Mischung ist gelungen

Dann wieder schmettern die Sänger von Fine Fleur mit Verve „Rolling Agnus“ von der Bühne und auch John Miles oft gehörtes, oft gecovertes „Music“ klingt an diesem Abend in einem nochmals neuen Arrangement. Auch die vier italienischen Sopranistinnen, die als Div4s auftreten, erfreuen mit ihren glockenklaren Stimmen selbst eingefleischte Popfans. Sie singen „The Prayer“ oder „Con Te Partiro“, den Welthit ihres Entdeckers Andrea Bocelli, der einst selbst als Nachwuchskünstler bei der Night of the Proms aufgetreten ist.

Die Mischung der Konzertnacht, das zeigt die Reaktion des Publikums, ist gelungen. Ob „Lion King Suite“, „The Typewriter“ oder Melodien zu diversen Musicals und Filmen, wie sie insbesondere im zweiten Teil des Programms zu hören sind: alles fügt sich zu einem klangvollen Ganzen. Wenn dann auch noch die an die Besucher verteilten Leuchten in Blau und Weiß bei den Balladen aufblitzen und sich im Takt der Melodien wiegen, dann sind die Besucher, die Interpreten und auch die Veranstalter vor allem eines: wohlgestimmt.