Aidlingen investiert in die Heimatgeschichte: 13 000 Euro hat die Kommune gezahlt, um dem Holzwurm im Hopfenhaus mit einem thermischen Verfahren den Garaus zu machen. Nächstes Jahr sind Dach und Fassade an der Reihe.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Aidlingen - Allein in den Schubkarren hat Hans Reichert 36 Stunden Arbeit gesteckt. Er ist praktisch auseinander gefallen. „Ihn wegzuschmeißen, wäre doch schade gewesen“, sagt der Ruheständler. Lieber steckt er viel Zeit in die Erhaltung der Heimatgeschichte im Aidlinger Hopfenhaus. Seit der Holzwurm im vergangenen Jahr aus dem Gebäude vertrieben wurde, hat er mit Roland Toberer und Rolf Schneider die Sammlung wieder aufpoliert. Sie besteht schließlich aus ihrer Meinung nach einzigartigen Stücken, darunter eine Flechtwerkhauswand aus dem 17. Jahrhundert, die aus Lehm und Ästen gemacht wurde, ein Original-Heuwagen oder der Heizofen für die Hopfendarre. Bis in die 1950er Jahre wurde die Bierzutat in Aidlingen angebaut. Hans Reichert zeigt auf Fotos vom Hopfenzopfen im Ort und sagt: „Das war eine Riesengaudi damals, da wurde geschwätzt und gesungen. Diese Kommunikation fehlt heute.“

 

Monatelang haben die drei ehrenamtlich tätigen Herren die Exponate restauriert und neu geordnet. Es gibt eine Ecke für die Hopfengeschichte und viel Raum für das einstige bäuerliche Leben in Aidlingen. Einzelne Handwerke werden im Hopfenhaus vorgestellt: eine Seilerei, eine Schmiede und eine Korbmacherei. Rund 13 000 Euro hat die Kommune investiert, um dem Holzwurm mit einem thermischen Verfahren den Garaus zu machen. Wenn es die Haushaltslage erlaubt, sollen im kommenden Jahr die Fassade und das Dach des Hopfenhauses renoviert werden.

„Die Geschichte gibt viel her“, sagt Ekkehard Fauth, „es wäre sträflich, sie zu vernachlässigen.“ Dem Bürgermeister geht es darum, die Teile aus der Vergangenheit für die Bevölkerung zu erhalten. Im Schulunterricht und in den Kindergärten werde sie dadurch anschaulicher, begründet er den Einsatz. In das Alte Rathaus im Ortsteil Dachtel, wo das Heimatmuseum untergebracht ist, steckte die Kommune im vergangenen Jahr rund 150 000 Euro. Dort hat das Museumsteam vom Schwarzwaldverein die Ausstellung danach ebenfalls wieder aufgepeppt. Es ist am Sonntag, 20. September, bei „Laufen und Schlecken“ geöffnet. Bei der Veranstaltung gibt es im ganzen Ort Schmankerl aus der Region.

Das Hopfenhaus ist 1987 vom einstigen Gemeinderat Karl Widmayer initiiert worden. Nächstes Jahr wäre sein 100. Geburtstag gewesen, deshalb findet am 28. Oktober 2016 auch ein Gedenktag für ihn statt. Zum Tag des Denkmals am 13. September öffnen die drei Herren als nächstes ihre Türe. Immer wieder finden außerdem Aktionen statt – vom Seildrehen bis zur Bierverkostung. Die meisten Aidlinger beschäftigen sich allerdings nicht ganz so intensiv mit der Geschichte wie die drei Heimatpfleger: Im Schnitt haben sie pro Öffnungstag 20 Besucher. „Es ist halt ein statisches Museum“, sagt Roland Toberer, „die Leute kommen oft das erste – und das letzte Mal.“