Finanziell angeschlagen, Dauerstress mit dem Gepäck-Dienstleister: Air Berlins Pechsträhne hält vorerst an. Zwei neue US-Strecken können erst später starten. Fluggäste müssen umdisponieren.

Berlin - Passagiere auf zwei geplanten neuen US-Verbindungen von Air Berlin können wegen des Gepäck-Stresses in der Hauptstadt erst später von dort abheben oder müssen auf Düsseldorf ausweichen. Die anhaltenden Probleme mit der Abfertigung von Koffern und Taschen am Flughafen Tegel zwingen die Fluggesellschaft, ihre Langstrecken nach San Francisco und Los Angeles vorsichtshalber zu verschieben.

 

Die beiden Direktrouten nach Kalifornien sollten ursprünglich Anfang Mai starten. Nun werden sie erst ab Mitte und Ende des kommenden Monats angeboten, teilte Air Berlin am Mittwoch mit. Vorstandschef Thomas Winkelmann erklärte, der neue Bodenverkehrsdienstleister Aeroground könne die Zeit nutzen, um seine Abläufe zu verbessern. Betroffene Kunden würden einstweilen über Düsseldorf umgebucht.

Die seit Jahren kriselnde Airline hatte am 26. März den Dienstleister am Berliner Flughafen gewechselt. Seitdem müssen etliche Passagiere auf ihr Gepäck warten, Flüge starten zu spät. Am Sonntag hatte eine Air-Berlin-Sprecherin gesagt, es gebe keine spürbaren Verbesserungen.

Das neue Angebot von Berlin nach Los Angeles gibt es daher jetzt zum 16. Mai, den Flug nach San Francisco erstmals am 29. Mai. Zum Beginn der Osterferien am vergangenen Wochenende hatte sich die Situation in Tegel noch nicht entspannt. Die Lage sei inakzeptabel, kritisierte das Unternehmen mit Blick auf Aeroground. Dort habe man versichert, die Probleme nun bis spätestens Ostern in den Griff zu bekommen.

Nur ein Teil des Problems

Aeroground ist eine Tochtergesellschaft des Münchner Flughafens. Hier hieß es, mittlerweile seien rund 200 Mitarbeiter in Tegel eingesetzt. Ein Problem sei jedoch, dass für etwa 40 Kollegen noch die nötigen Sicherheitsprüfungen und Zugangsberechtigungen ausstünden. Zuletzt waren auch Air-Berlin-Beschäftigte eingesprungen, um den Personalmangel des Dienstleisters auszugleichen.

Für die Fluggesellschaft ist der Ärger in Tegel nur ein Teil der hauseigenen Probleme. Sie fliegt seit Jahren steigende Verluste ein und hält sich nur dank Finanzspritzen ihrer arabischen Großaktionärin Etihad in der Luft. Künftig will Air Berlin nur noch mit einer auf 75 Jets in etwa halbierten Kernflotte unterwegs sein. Der Ausbau der Langstrecken in die USA ist wesentlicher Teil des Sanierungsplans.

Dahingegen vermietet Air Berlin seit Februar schrittweise bis zu 38 Mittelstreckenjets samt Personal an den Lufthansa-Konzern - vor allem an dessen Tochter Eurowings. Das Touristikgeschäft soll auf Basis der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki in einem Bündnis mit Etihad und dem Ferienflieger Tuifly aufgehen. Dieser Zusammenschluss dürfte dem Vernehmen nach nicht vor dem Winterflugplan Wirklichkeit werden.