Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin wird zu großen Teilen von der Lufthansa übernommen. Das wirft bei Kunden der Fluglinie eine Reihe von Fragen auf.

Berlin - Seit Donnerstag steht fest: Die Lufthansa übernimmt große Teile der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Das wirft eine Reihe von Fragen für Kunden der Fluglinien auf:

 

Wird es einen reibungslosen Übergang geben?

Die Lufthansa übernimmt von Air Berlin den österreichischen Ableger Niki, die Tochter LGW und 20 weitere Maschinen. Weitere Flugzeuge könnten noch von anderen Fluglinien übernommen werden. Spohr sagte, dass ein nahtloser Übergang für die Wettbewerber, die Teile von Air Berlin übernehmen, nicht möglich sein werde. Er rechnet mit Lücken im Luftverkehr, die „nach sechs bis neun Monaten“ geschlossen sein dürften. Air Berlin selbst kündigte an, dass die Fluglinie ab 28. Oktober keine Flüge mehr unter eigenem Code anbieten wird. Sie wird dann nur noch als Dienstleister für die Käufer agieren, bis die EU-Wettbewerbshüter den Verkauf geprüft haben. Bereits an diesem Sonntag werden die letzten Langstreckenflüge der insolventen Airline eingestellt.

Erkennt Lufthansa gebuchte Air-Berlin-Tickets an?

Die Tickets für alle Langstreckenflüge ab Sonntag und alle anderen Flüge ab dem 28. Oktober sind laut Air Berlin nicht mehr gültig. Ein Sprecher der Lufthansa sagte, dass es keine Pläne gebe, diese Tickets in Lufthansa-Tickets umzuwandeln. Spohr stellte in der „Rheinischen Post“ aber in Aussicht, dass die Fluglinie im Ausland gestrandeten Passagieren die Heimreise „zu einem fairen Preis“ anbieten wolle - „sofern wir die Kapazitäten dafür haben“. Ein Lufthansa-Sprecher sagte AFP, dass der Konzern keinen Überblick habe, wie viele Passagiere das betreffe. Das Angebot werde noch ausgearbeitet.

Gibt es für Air-Berlin-Kunden Geld zurück?

Das kommt darauf an, wann sie gebucht haben. Haben sie ihre Tickets vor dem 15. August gebucht, müssen sie auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens warten, was spätestens Ende Oktober geschehen soll. Dann müssen die Kunden ihre Ansprüche auf Erstattung beim Insolvenzverwalter geltend machen. Informationen dazu gibt es bei Verbraucherschutzorganisationen. Es ist dem Europäischen Verbraucherzentrum zufolge allerdings fraglich, wie viel Geld die Kunden wiedersehen. Für Kunden, die ihre Tickets nach dem 15. August gebucht haben, hat Air Berlin Erstattungen in Aussicht gestellt. Dafür müssten sich die Betroffenen direkt an die Fluggesellschaft wenden. Für Kunden, die Pauschalreisen mit Übernachtung gebucht haben, muss der Reiseveranstalter für Ersatz sorgen oder die Flüge erstatten. Allerdings würden sich viele Verbraucher melden, die ihr Flugticket einzeln bei Reisevermittlern beispielsweise im Internet gebucht haben, sagt Léa Roger vom Verbraucherzentrum. Reine Vermittler sind demnach aber nicht zu Ersatz verpflichtet.

Werden Flüge jetzt teurer?

Lufthansa-Chef Spohr schloss Preiserhöhungen auf einzelnen Strecken grundsätzlich nicht aus. In der Luftfahrtbranche seien die Preise in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken und das mitunter so stark, „dass Airlines nicht mehr überleben konnten“, sagte er dem „Handelsblatt“. Der „Rheinischen Post“ sagte der Unternehmenschef, er gehe grundsätzlich aber „von weiter sinkenden Preisen“ aus. „Dieser Trend wird sich nicht umkehren.“