Fluggäste der insolventen Air Berlin waren am Dienstag erneut von Flugausfällen und Verspätungen betroffen. Grund: Zahlreiche Krankmeldungen von Piloten. Es gibt Streit um die Langstreckenflüge der Airline. Auch Flüge in Stuttgart sind betroffen.

Berlin - Wegen Krankmeldungen zahlreicher Piloten hat Air Berlin am Dienstag Dutzende Flüge abgesagt. Grund für die Ausfälle seien „außergewöhnlich viele Krankmeldungen im Cockpit“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Airline bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Reisenden, die von Streichungen betroffen seien, solle die „bestmögliche Reisealternative“ angeboten werden.

 

Der Online-Flugauskunft von Air Berlin zufolge sind von den Ausfällen vor allem innerdeutsche Flüge unter anderem von den Flughäfen Berlin, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt am Main betroffen. Der Flughafen Köln-Bonn teilte mit, dort seien acht Flüge auf den Strecken Berlin und München annulliert worden - vier Starts und vier Landungen. Auch bei der Fluggesellschaft Eurowings, die bei Air Berlin Flugzeuge inklusive Piloten und Crew gemietet hat, fallen dem Flughafen zufolge Flüge aus.

Langstreckenbetrieb der Airline sorgt für Ärger

Gestrichen seien nach aktuellem Stand vier Starts und vier Landungen auf den Strecken Leipzig, Hamburg, Zürich und Nizza. Die Langstrecken-Flüge der Eurowings seien nicht betroffen. Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Bis Freitag läuft die Frist für Kaufangebote von Interessenten.

„Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste“, sagte eine Sprecherin. Nähere Angaben zur Zahl der gestrichenen Flüge machte die Fluggesellschaft nicht. Allein am Flughafen Berlin-Tegel fielen laut den online genannten Abflügen knapp 20 Flüge aus, etwa ebenso viele waren es am Flughafen Düsseldorf.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der „Rheinischen Post“ (Dienstag), es bestehe die Sorge, dass mit einer „enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann“.

Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf wird eingestellt

Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. „Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen“, sagte Schulz der Zeitung. „Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen.“

Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.

Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Großaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden.