Der Stuttgarter Flughafen schwebt von einer Bestmarke zur nächsten, wie die Bilanz für 2015 zeigt. Wäre da nicht der finanzielle Ballast namens S21.

Stuttgart - Nach hohen Gewinnen in den vergangenen Jahren droht dem Stuttgarter Flughafen wegen des Bahnprojekts S 21 das Abrutschen in die Verlustzone. Das Jahresergebnis sank 2015 um rund 80 Prozent auf 5,4 Millionen Euro, wie der Flughafen am Dienstag mitteilte.

 

Grund waren Extrazahlungen für das Bahnprojekt. Statt wie geplant drei Millionen Euro fielen etwa 40 Millionen Euro im Rahmen eines S 21-Risikofonds an. 2017 steigen zugesagte Baumittel-Zahlungen dann von drei auf 45 Millionen Euro. „Es kann sein, dass wir ein Jahr lang rote Zahlen schreiben“, sagte Flughafen-Geschäftsführer Georg Fundel. „Aber nicht weil der Flughafen schlecht wirtschaftet, sondern weil wir Sonderlasten für Stuttgart 21 tragen.“

Der Hintergrund: Der Flughafen ist in das Bauprojekt Stuttgart 21 eingebunden; er wird zur Regional- und Fernverkehr-Haltestelle erweitert. Etwa 360 Millionen Euro beträgt der Flughafen-Anteil an den Gesamtkosten, die laut Bahn bei maximal 6,526 Milliarden Euro liegen sollen. Zu je etwa einem Drittel teilte sich der Flughafen-Anteil auf eine Art Vorauszahlung 2008, auf Baumittel und einen Risikotopf auf. Dazu kommen 20 Millionen Euro, die losgelöst vom S21-Projekt verbaut werden, diesem aber zugerechnet werden.

Der Risikotopf soll außerplanmäßige Baukosten decken - die Bahn muss die Extrazahlungen beantragen und die Landesregierung sie bewilligen. Dieser Risikotopf wurde erstmals 2015 angezapft, 37 Millionen Euro wurden in jenem Jahr fällig. „Für diesen Risikotopf gibt es keine Fälligkeiten, deshalb können wir diese Mittel auch nicht planen“, sagte Co-Geschäftsführer Walter Schoefer. Die Minderung des Geschäftsergebnisses von 29,8 auf 5,4 Millionen Euro sei „kein Gewinneinbruch“, betonte Fundel. Dass Zusatzzahlungen wegen des besagten S 21-Risikotopfes fällig werden könnten, sei seit langem klar gewesen. Er nannte diese Zahlungen eine unternehmerische Investition, die das Ergebnis der Firma auf längere Sicht verbesserten. Wegen der besseren Bahnanbindung könne mit mehr Passagiere gerechnet werden.

Da die bereits festgelegten S 21-Zahlungen pro Jahr von derzeit etwa drei Millionen auf jeweils gut 40 Millionen Euro 2017 und 2018 steigen und obendrauf noch Zusatzzahlungen kommen könnten, erscheinen rote Zahlen wahrscheinlich. „Klar ist es nicht, aber das Risiko eines Verlustes besteht“, sagte Manager Schoefer.

Andere Zahlen in der Jahresbilanz 2015 waren positiv. So stieg der Umsatz der Flughafen Stuttgart GmbH um 4,6 Prozent auf 246,7 Millionen Euro, zuzüglich Tochterfirmen waren es 276,4 Millionen Euro (plus 5,5 Prozent). Das operative Ergebnis – also vor Abzug der S21-Zahlungen – kletterte um 9,2 Prozent auf 43,7 Millionen Euro. „2015 war für uns ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagte Fundel.

Bei den Passagieren gab es den Angaben zufolge ein Plus von 8,2 Prozent auf 10,5 Millionen – so viele waren es noch nie. Die Prognose für 2016 ist eher moderat, die Passagierzahl soll um drei Prozent steigen. Eigentümer der Flughafenfirma ist zu etwa zwei Dritteln das Land Baden-Württemberg und zu einem Drittel die Stadt Stuttgart.

Auch bei den Bautätigkeiten herrschte 2015 am Flughafen Hochbetrieb: Ein Neubau wurde Ende 2015 an die Unternehmensberatung EY übergeben, wo inzwischen 1700 Menschen arbeiten. Zudem soll ein Busterminal Mitte Mai eröffnet werden. Dank des Busverkehrs rechnen die Flughafenchefs pro Jahr mit bis zu drei Millionen Menschen zusätzlich, die über das Airport-Gelände reisen.