Exklusiv Experten haben die Ludwigsburger Akademie für Darstellende Kunst (ADK) bewertet. Ihre Arbeit sei einzigartig und unverzichtbar. Die Kommission erteilt Überlegungen, ADK und Filmakademie zusammenzulegen, eine klare Absage.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - In den vergangenen Monaten kursierten Gerüchte, dass die Akademie für Darstellende Kunst (ADK) in Ludwigsburg schon bald eine Unterabteilung der Filmakademie werden könnte. Schließlich gab es von Anfang an Streit um die neue Einrichtung, die gezielt für Theater und Film ausbilden will. Da die finanzielle Zukunft nicht gesichert ist und der Leiter Hans-Jürgen Drescher nun auch noch Ludwigsburg Adieu sagen und im nächsten Jahr Präsident der Bayerischen Theaterakademie in München werden will, hörte schon mancher das Totenglöcklein für das einstige Prestigeprojekt läuten.

 

Das könnte sich nun ändern. Das Land hat eine Evaluierung der Akademie in Auftrag gegeben. Der Stuttgarter Zeitung liegt der interne Bericht der Kommission vor, die der ADK beste Noten gibt. Das Ludwigsburger Modell sei einzigartig, heißt es in dem Papier, es „stellt im Bereich der Darstellenden Kunst einen längst überfälligen und gelungenen neuen Weg in Deutschland dar“. Die Akademie wurde 2008 ins Leben gerufen, um Bühnen- und Filmausbildung stärker zu verknüpfen. Die Praxis hat gezeigt, dass Schauspieler heute vielseitiger arbeiten müssen, dass sie Theater, Film und Fernsehen machen, aber auch choreografisch arbeiten und an Stückentwicklungen und Performances beteiligt sein müssen. „Diesen Anforderungen wird der Schauspielstudiengang durchweg gerecht“, heißt es nun in dem Bericht.

Die Schauspielausbildung könnte verbessert werden

Die Evaluierung wurde von drei erfahrenen Kulturschaffenden durchgeführt: dem ehemaligen Theaterintendanten Frank Baumbauer, der Schauspielerin Anke Sevenich und dem CDU-Kulturpolitiker Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Sie haben in ihrem Papier allerdings auch konkrete Anregungen. So empfehlen sie, nicht allein auf Gastdozenten zu setzen, sondern in den Kernfächern Professuren mit zunächst befristeten Verträgen anzubieten. Auch sollten neben meist jungen Lehrkräften auch Kollegen mit Lehrerfahrung eingesetzt werden. Außerdem solle ein Teil der Lehrer vor Ort leben, um mehr Kontinuität in der Lehre zu gewährleisten, aber auch, um die Fahrtkosten zu senken. Verbesserungsbedarf sehen die Experten auch bei der Vorbereitung auf den „engen und dennoch vielfältigen Markt“ für Schauspieler. Das Spektrum der schauspielerischen Fähigkeiten könne noch erweitert werden.

Eine klare Absage erteilt die Kommission aber Überlegungen, ADK und Filmakademie zusammenzulegen. „Bei allen gemeinsamen Schnittmengen bleiben Theater und Film/Fernsehen zwei verschiedene Kunstformen mit je eigenen Anforderungen und Bedingungen“, heißt es in der Expertise. Die Stärke des Ludwigsburger Modells sei es, dass beide Akademien „selbstständige Einheiten“ seien.

Das bisherige Konzept sollte beibehalten werden

Nachdem immer wieder die Notwendigkeit einer solchen Akademie bezweifelt wurde, steht für die Kommission außer Frage, dass die ADK ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal darstellt. Das könnte ein wertvolles Argument sein in der anstehenden Diskussion um die künftige Finanzierung. Die Vorgänger-Regierung hatte den Betrieb der ADK nur für fünf Jahre gesichert mit 12,6 Millionen Euro aus der „Zukunftsoffensive“ der Landesstiftung. Mit den „derzeit zur Verfügung stehenden“ Ressourcen könne die Ausbildung noch 2014 sichergestellt werden, „das Problem beginnt im Jahr 2015“ – zumal vom nächsten Jahr an auch 272 000 Euro Miete an die Stadt Ludwigsburg fällig werden.

Nach diesem guten Ergebnis der Untersuchung erscheint es sinnvoll, die ADK mit dem bisherigen Konzept fortzuführen. Das scheint auch Konsens im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst zu sein. Hier hat man zumindest bestätigt, dass bereits eine Findungskommission installiert worden ist für die Nachfolge von Hans-Jürgen Drescher. Die Stelle werde noch in diesem Jahr ausgeschrieben.