Der Ludwigsburger Junge-Leute-Treffpunkt, der wegen Vermüllung, Lärm und Gewalt immer wieder in die Schlagzeilen geriet, hat sich gewandelt. Woran liegt das – und was wird dort für diesen Sommer erwartet?

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Studierende, die sich nicht mehr trauen, den Platz vor ihrer Akademie zu nutzen, bepinkelte Ecken, gewalttätige Auseinandersetzungen, Müllberge und Scherben: Vor wenigen Jahren machte der Ludwigsburger Akademiehof fast nur noch im negativen Sinn von sich reden. „Er war ein Ort, um den wir uns große Sorgen gemacht haben“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht. Umso überraschender die Wende, die dann 2022 eintrat: Mit den Krawallen, Exzessen und Verweilverboten ist es vorbei, seit der Platz mit einem Gastro-Wagen – der „Thilda“ – und einem Bespielungs-Konzept versehen wurde. Dieses Konzept war Ergebnis von Beratungen in der Arbeitsgruppe Sicherer Akademiehof, in der Stadt, Polizei, Akademien, Anrainer und weitere Beteiligte sich zusammengetan hatten, um die Situation ins Gute zu kehren. Und daran soll auch in dieser Saison angeknüpft werden.

 

„Wir wollen den Platz an vielen Wochenenden den jungen Leuten überlassen“, sagt Bürgermeister Sebastian Mannl, „aber auch mit einem Programm für eine gute soziale Durchmischung sorgen“. Polizeipräsenz, eine Toilettenanlage – noch ist sie eine gemietete Interimslösung, doch die Stadt holt gerade Angebote für eine Dauerlösung ein – , mehr Mülleimer, besonders aber die „Thilda“ zeigten eine erstaunlich positive Wirkung. Betreiber Islam Kryeziu – er ist auch der Pächter der Kneipe „Flint“ – und sein Team hätten einen geschulten Blick dafür, „wenn sich etwas anbahnt oder aus dem Ruder zu laufen droht“, sagt Mannl. Das, erklärt Kryeziu, sei bisher aber kein einziges Mal nötig gewesen. „Die aggressive Stimmung, die wir anfangs befürchtet haben, gab’s bisher kein einziges Mal“, sagt er. Nur einmal seien beim Toilettenwagen Scheiben zerstört worden. Auch die eigens installierte Flutlichtanlage, die das Areal im Ernstfall binnen Sekunden beleuchtet, brauchte es bisher noch nicht, sagt Steffen Grabenstein, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.

Es gibt keine Verdrängungseffekte, sagt die Polizei

Wo sind die gewaltbereiten jungen Leute, die den Platz immer wieder aufmischten, also hinverschwunden? Das könne man nicht sagen, meint Grabenstein. Die Entspannung hat sich offenbar einfach etabliert: „Zum Glück scheinen keine Verdrängungseffekte im Spiel zu sein“, sagt Grabenstein. „Zu Jahresbeginn hatten wir mal etwas Sorge wegen des Arsenalplatzes, da gab es ein, zwei spektakuläre Vorfälle.“ Der Platz sei an sich aber kein neuer Krisenort geworden.

Die gelegentliche Bespielung des Akademiehofs, die auch anderes Publikum anlocken soll, beginnt diesen Sommer schon am 25., 26. und 27. Mai: Dann laden Studierende der Akademie für Darstellende Kunst zwischen 18 und 22 Uhr zu Werkstatt-Inszenierungen („Aufbrüche, Umbrüche, Identitäten“) ein. Am 27. Mai spielen zwischen 11 und 14 Uhr Bands vom Straßenmusikfestival auf dem Akademiehof, und ab 22 Uhr gibt es in Kooperation mit dem „Flint“ Livemusik mit Rap und spanischem Hip Hop. Den Sommer über sind unter anderem Mitternachtskinos von der Filmakademie, Outdoor Games oder Mitternachts-Quiz-Aktionen vom „Flint“ geplant.