Die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat jenen Machtinstinkt gezeigt, der sie zur Favoritin fürs Kanzleramt macht, kommentiert unser Autor Christopher Ziedler.

Berlin - Der Weg ins Kanzleramt am Berliner Spreebogen führt jetzt über Annegret Kramp-Karrenbauer – obwohl er auch für die neue CDU-Vorsitzende lang und steinig ist. Nach dem Parteitag muss sie den unterlegenen Flügel mit inhaltlichen Angeboten einbinden, um den Minivorsprung gegenüber Friedrich Merz in Rückhalt zu verwandeln. AKK wird Unterschiede zu Kanzlerin Angela Merkel markieren müssen, ohne ihre Förderin an der Regierung zu stark zu beschädigen. Solche Kunststücke sind nötig, wenn die CDU nächstes Jahr bei der Europawahl und den Wahlen in Ostdeutschland wieder ein geschlossenes Bild abgeben und gewinnen will. Misslänge das, könnte Kramp-Karrenbauer zur Übergangserscheinung werden.

 

Der Deal mit der Jungen Union war naheliegend

Viel spricht im Augenblick nicht dafür. Vielmehr hat die Frau von der Saar gerade bewiesen, über wie viel Geschick und Machtinstinkt sie verfügt – der naheliegende Deal, die Junge Union in der Stichwahl mit dem Generalsekretärsposten für ihren Vorsitzenden Paul Ziemiak zu ködern, spricht Bände. Als es darauf ankam, hielt sie ihre beste Rede. Anders als Merz hat Kramp-Karrenbauer parteiintern um jede Stimme gekämpft. Sie sei, sagen manche nun, „ein echtes Parteischwein wie Helmut Kohl“, der jeden Kreisverband selbst anrief. Damit hat sie sich die beste Ausgangsposition fürs Kanzleramt erarbeitet.