Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche. Heute: Auf die von der Fed entfachte Zinseuphorie folgte ein Dämpfer von der EZB. Ist die Rekordjagd vorbei?
Die US-Notenbank Fed hat Anlegern mit ihrem Zinsausblick ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk beschert und den Börsen zu neuen Rekordständen verholfen. Ob der Dax in den wenigen verbleibenden Tagen des Jahres noch zulegen kann, darf indes bezweifelt werden. „Folgt der rauschenden Party nun der Kater?“, fragen die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Zuletzt ging der Rallye tatsächlich schon wieder etwas die Puste aus. Das lag auch daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) sich den lockeren Tönen der Fed vorerst nicht anschließen mochte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde verpasste den Hoffnungen an den Finanzmärkten, dass die Leitzinsen im Euroraum rasch sinken, einen Dämpfer.
Nachdem Fed-Chef Jerome Powell die Zinssenkungsfantasie weiter anfachte, habe Lagarde „Wasser in den Wein“ gegossen, konstatierte LBBW-Experte Uwe Streich. Damit zeige sich, dass die Spekulationen der Finanzmärkte auf eine schnelle Zinswende wohl übertrieben seien. Nach dem jüngsten Kursfeuerwerk werde eine Gegenbewegung dadurch immer wahrscheinlicher.
Das Börsenjahr ist nach den Sitzungen der Notenbanken in den USA, der Eurozone und Großbritannien allerdings ohnehin schon so gut wie abgehakt. Abgesehen vom Ifo-Geschäftsklima am Montag bleibt es mit Blick auf Wirtschaftsdaten ziemlich ruhig. Analysten gehen davon aus, dass sich der wichtige Frühindikator auf niedrigem Niveau weiter aufhellt – auch wenn die Konjunkturlage in Deutschland trist bleibt. Zudem stehen noch vereinzelt Quartalszahlen an. Am Dienstagabend legt DHL-Rivale Fedex Ergebnisse vor, am Donnerstag nach US-Börsenschluss Adidas-Konkurrent Nike.
Viele Marktbeobachter haben bereits ihr Fazit für 2023 gezogen. „Trotz aller Krisen geht ein zumindest an den Kapitalmärkten erfolgreiches Jahr zu Ende“, resümiert Helaba-Stratege Christian Apelt. Angesichts des widrigen Wirtschaftsumfelds schien ein Dax-Jahresplus von über 20 Prozent bis vor Kurzem tatsächlich noch völlig utopisch.