Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche. Schlechte Nachrichten aus den USA ziehen auch die deutschen Börsen nach unten. Die Sorgen ranken sich vor allem um den Finanzsektor – droht da ein schweres Ungemach?

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Es lief doch gerade wieder so gut: Ist der deutsche Leitindex Dax am vorigen Dienstag nicht erst auf ein Dreizehnmonatshoch gestiegen? Doch dann setzte das Donnergrollen aus den USA ein: Jerome Powell, Chef der Notenbank Fed, deutete unvermittelt ein höheres Tempo bei den Zinserhöhungen an, um die Inflation in den Griff zu kriegen. Seine Ansage schürte aber auch Rezessionsbefürchtungen. Hinzu kamen am Donnerstag weitere Hiobsbotschaften: So benötigt der angeschlagene Start-up-Finanzierer Silicon Valley Bank (SVB Financial) frisches Kapital, was ein Signal für erhöhte Risiken im US-Bankensystem ist.

 

Dow Jones auf tiefstem Niveau seit November

Die Folge an der Wall Street: Die vier größten US-Banken verloren binnen eines Tages mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Der Dow Jones fiel auf das tiefste Niveau seit November – die Jahresgewinne sind perdu. Am Freitag konnte der Februar-Report von einem robusten US-Arbeitsmarkt die trübe Stimmung nicht mehr aufhellen.

Nachdem sich der Dax monatelang gegen die störenden Signale aus den USA gut gehalten hat, wächst nun wieder die Nervosität an den heimischen Börsen. Weil die Sorge vor umfangreichen Kreditausfällen infolge höherer Zinsen und einer daraus folgenden Bankenkrise auch hierzulande anschwillt, sacken vor allem die Aktienwerte der Deutschen Bank und der Commerzbank ab. Damit kommt auch die Angst vor einer Ansteckung innerhalb der Finanzbranche auf.

Mehr gute als negative Überraschungen im Dax

Das sind keine guten Vorzeichen für die neue Woche. Kurz vor Abschluss steht die Dax-Berichtssaison – das Gros der 40 Mitglieder im Oberhaus hat seine Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt. Insgesamt betrage das Verhältnis von positiven zu negativen Überraschungen knapp zwei zu eins, bilanzieren die LBBW-Börsenexperten – 14 hätten positiv überrascht, sechs negativ. Diese Woche geht es auf die Zielgerade: Aus dem Dax sind die Porsche AG (Montag), Volkswagen (Dienstag), Eon (Mittwoch), Deutsche Bank und Vonovia (Freitag) dran.

Welchen Ausblick gibt die EZB für die Zinssätze?

Zudem gilt als ausgemacht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag ihren Leitzins von 3,0 Prozent um 0,5 Punkte anhebt, was die Nachfrage etwa im Wohnungsbau weiter bremsen dürfte. Mit 3,5 Prozent würde der Refinanzierungssatz der EZB für die Kreditinstitute auf den höchsten Stand seit fast 15 Jahren klettern. Spannend dürfte sein, welchen Ausblick die EZB gibt. In Deutschland lagen die Verbraucherpreise auch im Februar um 8,7 Prozent über dem Vorjahresmonat. Eine Fortsetzung der Zinserhöhungen ist wahrscheinlich.