Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche. Der Dax erklimmt ein neues Allzeithoch, doch die Stimmung auf dem Parkett ist besser als die der Beobachter. Welche Indikatoren jetzt bedeutend sind.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Die Analysten werden nicht müde, vor den Risiken zu warnen, doch was macht das Börsenbarometer Dax? Es steigt bis zum Freitag auf ein neues Rekordhoch, um dann leicht darunter ins Wochenende zu gehen. Koppelt sich die Börsenwelt von den volkswirtschaftlichen Realitäten ab? Immerhin, die jüngst verkündeten Unternehmensgewinne vor allem der Banken und die Aussicht auf absehbar fallende Inflationsraten in Europa und den USA mit günstigen Effekten für die Leitzinsen scheinen noch sehr positiv zu wirken.

 

Die Risiken gehen nicht aus

Aktienexperten verweisen dennoch auf die ungünstigen Einflüsse speziell im Ausland, die einen Abwärtstrend einleiten könnten: den ins Stocken geratenen Aufschwung der chinesischen Wirtschaft zum Beispiel und das Hickhack um die Schuldenobergrenze der US-Regierung mit einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. Der weiterhin nicht bereinigte Streit birgt Sprengstoff, wenn die Republikaner den Demokraten höhere Kreditaufnahmen verweigern: eine mögliche Banken- und Finanzkrise plus einer Rezession der US-Wirtschaft – mit globalen Auswirkungen.

Ferner zeigt sich Misstrauen in die Erholung der europäischen Wirtschaft und die Fragilität der deutschen Industrie. „Wann kippt die Stimmung?“, lautet die bange Frage. Die jüngsten harten Konjunkturindikatoren hätten „auf breiter Front enttäuscht“, heißt es vonseiten der Deka-Bank. Es fehlten somit Impulse, die dem Dax weiter Auftrieb geben könnten. Der Ifo-Geschäftsklimaindex dürfte nach halbjährigem Aufwärtstrend am Mittwoch negative Signale senden.

Legt die EZB eine Zinspause ein?

Über allem schwebt aber die Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank bei der Anhebung der Leitzinsen eine Pause einlegt, um die Konjunktur nicht zu bremsen. Marco Wagner von der Commerzbank rechnet mit einem weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten Mitte Juni. Dann wäre ein Einlagensatz von 3,5 Prozent erreicht, „womit die EZB die Zinserhöhungen beenden dürfte“.