M-Dax und S-Dax haben neue Höchststände erklommen. Experten sehen hier auch für die nächsten Monate noch erhebliches Kurspotenzial. Zudem seien die Nebenwerte-Indizes weniger krisenanfällig als der große Bruder Dax.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Während der deutsche Aktienindex Dax deutlich unter seiner Bestmarke von 2015 notiert, geht es in der zweiten Reihe rund: Der M- Dax kletterte am Mittwoch vorübergehend auf ein Allzeithoch von 23 403 Zählern, der S-Dax schloss erstmals über der Marke von 10 000 Punkten.

 

Der M-Dax ist der Index der mittelgroßen Aktiengesellschaften, hier sind die 50 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz bedeutendsten Unternehmen unterhalb der Dax-Konzerne erfasst. Ausgenommen sind 30 im Technologie-Index Tec-Dax gelistete Werte. Der S-Dax enthält die 50 Aktiengesellschaften, die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz auf die M-Dax-Unternehmen folgen.

Der M-Dax hat den Dax längst überflügelt

Auch wenn der große Bruder Dax am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist der M-Dax schon seit Jahren der heimliche Star der Familie. Während der Dax in den vergangenen zehn Jahren um knapp 70 Prozent zulegte, waren es beim M-Dax fast 130 Prozent.

Ein Grund dafür: Die im Dax vertretenen „Platzhirsche der deutschen Industrie“ hätten ihre wachstumsstärkste Zeit bereits hinter sich, erläutert der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier. Bei den Unternehmen aus der zweiten Reihe seien dagegen noch höhere Wachstumsraten drin. Zudem wurde die Kursrally im Dax durch eine Reihe von Sonderfaktoren gebremst: „In den vergangenen Jahren hatten viele Schwergewichte des Leitindex mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen“, erklärt Bielmeier. Die Energieriesen RWE und Eon mussten nach dem Atomausstieg ihr Geschäftsmodell umkrempeln, Deutsche Bank und Commerzbank leiden unter den Folgen der Finanzkrise, und der Abgasskandal bei Volkswagen erschütterte die Automobilindustrie.

„Bei M-Dax und S-Dax ist das Gewicht der einzelnen Werte nicht so groß“, sagt der Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Die Nebenwerte-Indizes umfassen eben 50 statt 30 Unternehmen, so dass sich Probleme bei einzelnen Titeln besser ausgleichen lassen.

Der Leitindex ist ein Sensibelchen

Obendrein reagiert der Dax auf politische Erschütterungen empfindlicher als die Nebenwerte-Indizes. Zum einen, weil der Leitindex stärker im Fokus gerade ausländischer Investoren steht. Hinzu kommt, dass die großen Dax-Unternehmen „in allen Schlüsselmärkten dieser Welt Geschäft betreiben und damit keiner Krise wirklich ausweichen können“, so Bielmeier.

Baader-Bank-Experte Halver sieht bei den Nebenwerten auch in den nächsten Monaten gute Chancen auf kräftige Kursgewinne. Der M-Dax sei mit seinem hohen Anteil an Industrieunternehmen „gerade in Zeiten der Automatisierung und Digitalisierung eine Fundgrube für attraktive Werte“. Ähnliches gelte für den S-Dax. „Es geht um Industrie-Knowhow“, meint Halver – das zeige der Einstieg eines chinesischen Rivalen beim bayerischen Automobilzulieferer Grammer, der im S- Dax vertreten ist. Das chinesische Unternehmen Ningbo Jifeng will rund neun Prozent der Grammer-Anteile erwerben. Nach Halvers Einschätzung werden sich auch US-Firmen im Zuge der vom neuen Präsidenten Donald Trump angestrebten Re-Industrialisierung der Vereinigten Staaten zunehmend um Technologieführer aus Deutschland bemühen. Solche Übernahmeversuche könnten die Kurse von M- Dax und S-Dax weiter in die Höhe treiben.

Der S-Dax blieb in der Vergangenheit allerdings sowohl hinter dem M-Dax als auch hinter dem Leitindex Dax zurück. Ein Blick auf die zurückliegenden zwölf Monate zeigt, dass die Kursentwicklung bei den im S-Dax vertretenen Unternehmen besonders weit auseinandergeht: Während die Aktie des Ulmer Maschinenbauers Deutz binnen Jahresfrist um mehr als 120 Prozent zulegte, ging es beim Modehändler Gerry Weber um 20 Prozent bergab.