Im Jahr 2004 hat Daimler seinen Aktienoptionsplan abgeschafft. Da die Ansprüche aber zehn Jahre lang laufen, profitieren davon noch Topmanager wie Vorstandschef Dieter Zetsche.

Stuttgart - Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche hat für 1,2 Millionen Euro Aktien des Unternehmens erworben. „Mit dem Aktienkauf unterstreicht Dieter Zetsche sein Vertrauen in eine nachhaltige und positive Entwicklung von Daimler. Es ist gleichzeitig auch ein Zeichen an alle anderen Daimler-Aktionäre“, teilt das Unternehmen zu der Transaktion mit. Zetsche musste für den Kauf nicht die Haushaltskasse plündern, sondern konnte auf die Erlöse aus einem Aktienoptionsprogramm von Daimler zurückgreifen.

 

Mit der Hälfte des Gewinns hat Zetsche wieder Aktien gekauft

Dieses Programm hat dem Chef das Recht zugebilligt, 150 000 Aktien zu einem Stückpreis von 36,31 Euro zu erwerben, sobald der Aktienkurs die Schwelle von 43,57 Euro überschritten hat, und diese Aktien umgehend zum Tageskurs an der Börse zu verkaufen; Zetsche verkaufte am 17. Juli für 51,89 Euro pro Aktie. Gestern notierte die Daimler-Aktie am frühen Nachmittag mit 53,67 Euro. Die Gesamtrechnung für den 60-Jährigen sah so aus: Für den Kauf der 150 000 Aktien musste er fast 5,5 Millionen Euro aufwenden; der umgehende Verkauf brachte ihm knapp 7,8 Millionen Euro – unter dem Strich also ein Gewinn von 2,3 Millionen Euro, den er etwa zur Hälfte für den dauerhaften Erwerb von Daimler-Aktien eingesetzt hat. Zwei weitere Vorstandsmitglieder, Andreas Renschler und Thomas Weber, sind im Mai auf die gleiche Weise reicher geworden. Renschler versilberte durch Optionen erworbene Aktien und machte dabei 0,3 Millionen Euro gut; bei Weber waren es 0,4 Millionen Euro. Sie investierten wie Zetsche anschließend die Hälfte ihres Gewinns in Daimler-Aktien.

Aktienoptionen gibt es bei Daimler nicht mehr

Zetsche und seine Kollegen profitieren von einem Programm, das im Jahr 2000 aufgelegt und nach massiver Kritik 2004 eingestellt wurde. Gegenwärtig besteht die Vergütung des Daimler-Vorstands aus einem festen und zwei variablen, erfolgsbezogenen Teilen. Dazu gehört neben dem Jahresbonus, der vom Gewinn abhängt, auch eine aktienorientierte Vergütung; Aktienoptionen gibt es nicht mehr.

Da die Optionsrechte einst für zehn Jahre eingeräumt wurden, haben die Berechtigten noch bis zuletzt Nutzen daraus gezogen; erst 2014 ist Schluss. Nicht zum Kreis dieser Privilegierten gehören die Vorstandsmitglieder Wolfgang Bernhard, Christine Hohmann-Dennhardt und Hubertus Troska, die erst nach 2004 ins Topmanagement aufgerückt sind. Das Ziel des Programms war, dem Aktienkurs, den das Management stets für zu niedrig gehalten hatte, Auftrieb zu geben. Die Logik dabei: mit der Aussicht auf einen Geldsegen an der Börse würde sich das Management noch mehr ins Zeug legen. Kritiker wandten ein, dass die geforderten Kurssteigerungen, die erreicht werden mussten, um die Optionen ausüben zu können, zu anspruchslos seien: 20 Prozent innerhalb von zehn Jahren.

Der Hinweis auf den Ausführungspreis ist irreführend

Etwa 6500 Daimler-Manager wurden in das Programm aufgenommen. Zwischen 2000 und 2004 gab das Unternehmen insgesamt 86,5 Millionen Aktienoptionen aus. Per 31. Dezember 2012 waren drei Millionen Optionen aus den Programmen noch nicht ausgeübt. Wem welche Ansprüche zugeteilt wurden, war zunächst nicht bekannt. Klar war nur, dass der Vorstand Anspruch auf 15 Prozent der Optionen hatte. Mittlerweile werden die Optionsgeschäfte jedes einzelnen Vorstandsmitglieds im Geschäftsbericht aufgeführt. Zudem gibt eine Daimler-Internetseite zeitnah Auskunft über die Transaktionen, die sogenannten „Director’s Dealings“. Allerdings sind die Angaben dort irreführend. So wird beim Erwerb von Aktien aus Optionsrechten der sogenannte Ausübungspreis aufgeführt, den der Manager aber gar nicht entrichten muss. Zahlen muss er den Referenzpreis, die 20-prozentige Differenz zum Ausübungspreis trägt Daimler.

Nicht erfasst von der verstärkten Transparenz ist ausgerechnet der Manager, der am meisten vom Optionsprogramm profitiert hat: Ex-Vorstandschef Jürgen Schrempp. Er nahm seine Optionsrechte mit, als er im Sommer 2005 das Unternehmen verließ. Da er anschließend keine Funktion mehr im Konzern hatte, fiel er nicht unter den Paragrafen 15a Wertpapierhandelsgesetz, der die Offenlegung der Geschäfte verlangt. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat schon vor Jahren vermutet, dass Schrempp wohl 50 Millionen Euro an seinen Optionen verdient hat.