Aktienvorschau Stimmungsdämpfer statt Rekordlaune

Mangels Vertrauen in staatliches Handeln flüchten Anhänger in sichere Werte wie Gold. Foto: picture alliance/dpa

Vorschau auf die Börsenwoche: Donald Trump schwingt schon wieder den Zollhammer. Dennoch spricht auch hierzulande manches für den Fortgang des Börsenbooms, meint unser Autor.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Eine Woche der Rekorde hat am Freitagnachmittag einen Dämpfer erlitten – wieder war Donald Trump der Spielverderber. Der US-Präsident reagierte auf den Plan schärferer chinesischer Kontrollen beim Export Seltener Erden mit der Ankündigung zusätzlicher Zölle in Höhe von 100 Prozent – Peking droht mit Gegenmaßnahmen. Tags zuvor hatte der Dax ein neues Allzeithoch erreicht, plötzlich sackte der Leitindex um 1,5 Prozent ab. Am Ende stand sogar ein Wochenverlust.

 

Das schwache Wirtschaftsjahr schon abgehakt?

Es ist die Zeit der großen Widersprüche: Die Ifo-Geschäftserwartungen abgesenkt, die Auftragseingänge erneut geschrumpft, die deutsche Industrieproduktion unerwartet heftig eingebrochen – doch der Dax klettert und klettert. Wie kann das sein? Die Commerzbank-Analysten haben eine schlichte Erklärung: „Die Dax-Investoren haben die schwachen deutschen Fundamentaldaten für 2025 wohl schon abgehakt und setzen auf ein für die Konjunktur und die Dax-Unternehmensgewinne besseres Jahr 2026.“

Handelskonflikte und hybride Angriffe in Europa, Dauerklamauk in Washington: „Die Anleger haben sich an ein höheres Risikoniveau gewöhnt“, lautet die LBBW-Analyse. Somit könnte der Dax in nächster Zeit den Aufschwung von Euro Stoxx 50 und S&P 500 nachvollziehen. Positiv stimme, dass eine Reihe von Titeln, die lange vernachlässigt wurden, neue Dynamik entfalten. Für eine Jahresendrallye stünden die Ampeln aber noch nicht auf grün, heißt es warnend mit Blick auf den Haushaltsstreit in den USA.

Leitzinssenkungen spült Geld in die Finanzmärkte

Der beinhart geführte Kampf in Washington, das Schaugefecht zwischen Trump und Notenbank Fed oder auch die Rekordschulden der USA und Frankreich – all das beschädigt das Vertrauen in staatliches Handeln. Folglich suchen die Anleger sichere Häfen: Aktienwerte oder eben Gold, das mit mehr als 4000 US-Dollar pro Feinunze (ca. 31,1 Gramm) ebenso einen neuen Spitzenwert erreicht hat. Infolge der Leitzinssenkungen von Fed und EZB wächst zudem die Liquidität an den Finanzmärkten – frisches Geld fließt in Aktien und das Gold. Der Börsenboom könnte somit weitergehen.

In dieser Woche werden neben der chinesischen Reaktion auf Trumps Zollhammer auch die ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag von großem Interesse sein.

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