Die Kornwestheimer Landfrauen stellen ihre Weihnachtsplätzchen in riesigen Mengen her. Am Nikolaustag werden sie auf dem Wochenmarkt verkauft. Dafür stehen die Leute immer Schlange.

Da ist generalstabsmäßige Planung gefragt. Schließlich wollen 240 Schweinle zusammen mit allerlei anderen Delikatessen verarbeitet und in den Verkauf gebracht werden. „In einem Jahr hatte ich mal keine“, erinnert sich Ingrid Ergenzinger, die Erste Vorsitzende der Kornwestheimer Landfrauen. Da sei die Enttäuschung allerorten riesig gewesen. Also mussten schnell wieder niedliche kleine Ferkel produziert werden.

 

Den Teig zubereiten, ausrollen, mit der Schweinle-Form ausstechen, backen und mit rosa Guss verzieren. Man ahnt es schon: Für diese süßen Borstentiere musste kein echtes Schwein sein Leben lassen. Stattdessen sind die goldigen kleinen Kerlchen bestens für Vegetarier geeignet. Für Veganer allerdings nicht. Denn – ein weiterer Superlativ – für die gesamte Backaktion waren 340 Eier nötig.

Älteste Bäckerin ist 91

28 versierte Bäckerinnen waren dieses Jahr beteiligt. Die Älteste ist 91 Jahre alt und mit Feuereifer bei der Sache. Der fünfjährige Ben hat zwar nicht gebacken, dafür aber gewissenhaft Etiketten auf die Gutslepackungen geklebt. Ben ist nicht das einzige männliche Wesen, das mit anpackt. „Inzwischen gibt es bei uns auch zwei Männer“, berichten Ingrid Ergenzinger und Rosi Linder und lachen.

Ursprünglich habe die gesamte Aktion in der Küche der Bolzschule stattgefunden. Doch dann kam Corona – und wie so vieles anderes musste die Weihnachtsbäckerei neu organisiert werden.

Ausstecherle dürfen nicht fehlen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Damals haben alle begonnen, ihre heimischen Öfen für die Gutsle-Produktion zu nutzen. „Das ist auch nach Corona so geblieben“, erzählt Rosi Linder. Vielen sei es lieber, in ihrer gewohnten Umgebung, allein oder in Zweier-Teams Weihnachtsplätzchen in großen Mengen herzustellen. Das geht tatsächlich auch ohne Profi-Backöfen? Ja, versichern die beiden.

Rosi Linder hat Ausstecherle gemacht. „Zuerst hat unsere Vereinskollegin Helga Barth den Teig hergestellt und mir gebracht.“ Im Hause Linder war dann für einen kompletten Tag Gutsle-Alarm angesagt. In der Früh um acht habe man heuer angefangen, abends um halb Sechs sei dann alles fertig gewesen. Sechs Bleche hat Rosi Linder inzwischen angeschafft. Die waren pausenlos im Einsatz. Während eine Ladung Plätzchen im Ofen goldgelb gebacken wurde, wurden die nächsten ausgestochen. Im Esszimmer warteten an großen Arbeitsplatten zwei weitere Landfrauen mit Pinseln und Glasur, um den Gutsle den finalen Hochglanz zu verleihen.

Verkauf in Kokos-Schälchen

Backen in solch riesigen Mengen macht hungrig. Traditionell versorgt die Hasen-Wirtin die Bäckerinnen zur Mittagszeit mit hausgemachten Maultaschen. Zum Ende der ganzen Aktion – wenn die Glasur getrocknet ist – werden die Plätzchen vorsichtig in kleine Eimer, wie man sie etwa von großen Joghurt- oder Dessertportionen im Supermarkt kennt, gelegt.

Und dann kommt Ingrid Ergenzinger ins Spiel. Bei ihr laufen vor dem Verkauf die Fäden zusammen, denn alle Köstlichkeiten müssen für eine bunte Mischung in Kokos-Schälchen gefüllt werden. Die liebevoll dekorierte Kuchenplatte, die die beiden Damen in die Redaktion mitgebracht haben, zeigt die farbenfrohe Vielfalt der Spezialitäten.

Der kleine Ben etikettiert

An einem vorher festgelegten Tag werden alle Plätzchen-Eimer ins Haus Ergenzinger gebracht. Hier war auch heuer die Bereitstellung des riesigen Arbeitstischs Männersache. Böcke mit Platten wie fürs Tapezieren wurden eng aneinandergestellt, damit eine große Arbeitsfläche für das Befüllen der Schälchen entstehen konnte. Schließlich wurden die Gutsle noch in Plastikfolie gehüllt und etikettiert.

Und jetzt warten sie auf Abnehmer. Wobei: An ihnen wird es sicher nicht mangeln. In den vergangenen Jahren waren alle Gutsle lange vor dem Ende der Marktzeit verkauft, berichten Rosi Linder und Ingrid Ergenzinger. „Die Leute stehen schon vor Marktöffnung Schlange“. Bis in die USA und nach Neuseeland werden die Kornwestheimer Spezialitäten versendet.

Das Rezept der Landfrauen für Nuss-Ecken

Zutaten:

  • 150 g Mehl
  • ½ gestrichener Teelöffel Backpulver
  • 65 g Zucker
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 1 Ei
  • 65 g Fett
  • Aprikosenmarmelade zum Bestreichen

Zutaten zu einem Knetteig verarbeiten, ausrollen und auf ein Backblech legen, mit Aprikosenmarmelade bestreichen.

100 g Butter, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker mit 2 Esslöffeln Wasser aufkochen. 200 g (zur Hälfte gemahlene und zur Hälfte gehackte) Haselnüsse unter die Masse rühren und auf dem Teig verteilen.

Backzeit im vorgeheizten Ofen 20 bis 30 Minuten bei 175 bis 200 Grad.

Das abgekühlte Gebäck erst in Rechtecke schneiden. Diese dann noch in Dreiecke schneiden. Danach deren Ecken in Schokoladeguss tauchen.

Die Kornwestheimer Landfrauen wünschen gutes Gelingen!

Verkaufsaktion der Kornwestheimer Landfrauen

Am Freitag, 6. Dezember, verkaufen die Landfrauen auf dem Wochenmarkt ihre Gutsle. Der Verkauf findet auf dem Holzgrundplatz statt. Dorthin wurde der Markt wegen des Aufbaus des Weihnachtsmarktes verlegt.