Aktion des Club Kollektiv in Stuttgart-Mitte Dürfen DJs auf dem Kleinen Schlossplatz auftreten?

Der Kleine Schlossplatz könnte die Adresse für coronakonformes Feiern im zweiten Pandemiesommer werden. Doch Ämter und Anwohner müssen den Plan mittragen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Club Kollektiv will, dass Clubbetreiber ihre DJs auf dem Kleinen Schlossplatz auftreten lassen können. Doch der Lärmschutz droht dem Plan einen Strich durch die Rechnung zu machen.

S-Mitte - Es klang, als seien die Bemühungen, der von der Pandemie gebeutelten Stuttgarter Clubszene ein Lebenszeichen zu ermöglichen, vergeblich. Theresa Kern vom Club Kollektiv, dem Interessenverband der Stuttgarter Clubs, beantwortete in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats Mitte Fragen aus dem Gremium zu dem Plan, von Juli bis Ende August jeden Donnerstag, Freitag und Samstag den Kleinen Schlossplatz für die Stuttgarter Clubbetreiber von 16 bis maximal 24 Uhr zu öffnen. Dabei wurde sie auch nach der dort gültigen Lärmverordnung gefragt. „Eigentlich dürften wir gar nichts machen“, antwortete Kern.

 

Club Kollektiv sieht eine Chance, weil es keine Wohnungen dort gibt

Doch das Club Kollektiv gibt nicht auf. Kern erzählte den Bezirksbeiräten von Gesprächen, die mit den Ämtern geführt werden, und vom Schriftwechsel mit Anliegern. Das Club Kollektiv sieht noch eine Chance, weil es rund um den Kleinen Schlossplatz keine Wohnungen gibt, in denen Bewohner auf ihre Abendruhe pochen könnten.

Stattdessen ist der Kleine Schlossplatz von Bürogebäuden umgeben. Allerdings wollen die DJs der Stuttgarter Clubs laut derzeitiger Planung bereits donnerstags um 16 Uhr beginnen, an den Platten zu drehen und um 22 Uhr dann den Stecker des Mischpults ziehen. Zu dieser Zeit wird in manchen Büros noch gearbeitet. Kern berichtet dennoch von einigen positiven Reaktionen von Anrainern auf die Anschreiben des Club Kollektivs.

Die Branche hat wie keine andere unter der Pandemie gelitten

Der Bezirksbeirat Mitte stellte sich hinter dessen Anliegen. Dabei ging es den Bezirksbeiräten nicht nur um die Unterstützung für eine für die Innenstadt wichtige Branche, die wie keine andere unter der Pandemie gelitten hat. Seit März 2020 sind die Tanzflächen in Stuttgart verwaist.

Viele Bezirksbeiräte merkten an, dass Veranstaltungen wie die vom Club Kollektiv helfen könnten, an den Wochenenden die Spannungen im Stadtzentrum zu reduzieren. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle berichtete von einem nächtlichen Rundgang am Wochenende vor der Bezirksbeiratssitzung am Feuersee im Stuttgarter Westen. Dabei hätten sich Hunderte versammelt, ohne auf Coronaregeln zu achten oder auf die Lärmbelastung der Anwohner Rücksicht zu nehmen, berichtete sie.

Unverständnis unter den Clubbetreiber über gegenwärtige Politik

Tobias Rückle vom Club Kollektiv nahm den argumentativen Ball auf und schilderte das Unverständnis der Stuttgarter Clubbetreiber für die gegenwärtige Politik. „Es ist unseren Mitgliedern schwer zu vermitteln, dass illegale Partys möglich sind, Angebote in geordnetem Rahmen sind aber nicht möglich, trotz Hygienekonzepten“, sagt Rückle. Der Grünen-Bezirksbeirat Philipp Lang brachte die Möglichkeit einer sogenannten „Silent Disco“ mit Kopfhörern angesichts von Lärmschutzauflagen ins Gespräch. Theresa Kern sah darin keine Option. Denn die Stuttgarter Clubszene wolle erlebbar machen, dass es sie nach eineinhalb Jahren Pandemie noch gibt, sagte Kern.

Das Tanzen zur Musik bleibt allerdings ein Traum

Mehr als einen Vorgeschmack auf lange Clubnächte dürften die rund 180 nach den Coronaauflagen möglichen Besucher von den geplanten Veranstaltungen nicht erwarten. Denn Tanzen werde nicht möglich sein, stellte Kern bei der Bezirksbeiratssitzung klar.

Eventuell sei dies im September möglich, falls die Clubs dann auf dem Eiermann-Areal in Vaihingen ihre Aktion fortsetzen könnten, meinte Kern. Die Veranstaltungen auf dem Kleinen Schlossplatz sollen dafür mit einer entsprechenden Gestaltung der Eintrittspreise auch Besuchern mit wenig Budget einige Stunden mit Musik vom Mischpult offen stehen. „Wir denken da zum Beispiel an Studierende, die wegen Corona ihre Jobs verloren haben“, sagt Rückle.

Der SPD-Bezirksbeirat Heinrich Huth gab dem Club Kollektiv einen Rat mit auf den Weg. „Sie müssen die Anwohner überzeugen, dass es ihnen zugute kommt, wenn es weniger Lärm durch die unkontrollierten Partys gibt“, meinte er.

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