Der Verein Väteraufbruch setzt sich dafür ein, dass Kinder von getrennt lebenden Elternteilen gleichberechtigt versorgt und erzogen werden können. Mit einem Aktionstag hat der Verein für sein Anliegen geworben.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Mitte - Der Brückentag am 5. Juni soll symbolisch jene verbinden, die getrennt sind. Oft sind das gerade die Väter, die nach einer Scheidung den Kontakt zu ihren Kindern verlieren. Der Verein Väteraufbruch für Kinder setzt sich dafür ein, dass Kinder auch dann mit beiden Elternteilen leben, wenn Vater und Mutter dies nicht mehr tun. Dafür sind die Aktivisten des Väteraufbruchs am Mittwoch auf die Königstraße gegangen, um über ihren Verein und die Problematik von Trennungskindern zu informieren. Nicht nur in Stuttgart und Deutschland fanden Aktionen statt, sondern auch in Frankreich, England, der Schweiz sowie in den USA, in Kanada und Neuseeland. Traditionellerweise bauen sich die Vätervereine an diesem Tag an einer Brücke auf. In Stuttgart sei dies nicht genehmigt, sagte das Vorstandsmitglied Peter Walcher. „Deshalb haben wir auf der Königstraße eine Slackline gespannt, damit wir eine symbolische Brücke haben.“ Damit wollte der Verein auch Passanten anlocken, um mit Hilfestellung von Slackliner Klaus Teller über das Gummiband zu balancieren.

 

Kampf gegen Rollenklischees

Der Vereinsname Väteraufbruch für Kinder der Kreisgruppe Stuttgart sei etwas irreführend betont Walcher, denn unter den 80 Mitgliedern sind auch Mütter, ein Vorstandsmitglied ist weiblich. „Vor 25 Jahren hat sich der Verein auf eine Initiative von nicht verheirateten und damals rechtlosen Vätern gegründet“, erinnert sich Henning Schläger, der ebenfalls im Vereinsvorstand aktiv ist, obwohl seine Kinder längst erwachsen sind. „Ich hatte selbst Probleme nach der Trennung und möchte Vätern in der akuten Situation heute mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, begründet der 55-jährige sein langjähriges Engagement. Die Rollenklischees von der Mutter als Umgangsboykotteurin und vom Vater als Unterhaltsverweigerer will der Verein aufbrechen. „Es gibt immer mehr bindungstolerante Mütter und mehr allein erziehende Väter“, sagt Walcher. In der Pubertät würde oft ein Rollenwechsel stattfinden. Manche Kinder würden in dieser Zeit vom einen zum anderen Elternteil umziehen.

Juristischer Erfolg

„Unser Hauptinteresse gilt den Kindern“, betont Walcher. Deshalb sei das Ziel des Vereins die so genannte Doppelresidenz der Kinder. Sie beinhaltet die gleichwertige Betreuung durch Vater und Mutter. Das bewerkstelligen, wenn die Elternteile in unterschiedlichen Städten oder sogar Staaten leben, erfordere große Kreativität, räumt er ein – „auch von den Familienrichtern.“ Dass Kinder beide Elternteile brauchen, erfahre er in seinem Berufsalltag als Psychotherapeut. Manche Patienten grübelten zeitlebens darüber, wer der leibliche Vater ist oder wer ihnen den Kontakt zur Mutter verwehrt hat, berichtet er.

Einen juristischen Erfolg haben die Väter mit der Sorgerechtsreform erreicht, die im Mai in Kraft getreten ist und nach der unverheiratete Väter das gemeinsame Sorgerecht für ein uneheliches Kind erhalten können. „Wir raten immer dazu, sich zur Elternschaft zu bekennen“, sagt Walcher. Väter und Mütter über 18 Jahre können sich bei den offenen Treffen des Vereins im Eltern-Kind-Zentrum in der Ludwigstraße immer am ersten und dritten Donnerstag des Monats von 19 Uhr an beraten lassen. Außerdem ermutigt der Verein seine Besucher, die Angebote des städtischen Elternseminars zu nutzen. Walcher lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, der Väteraufbruch für Kinder wird mit 1000 Euro jährlich von der Stadt unterstützt.