Um die Grundversorgung in Schnait zu sichern, bezuschusst die Stadt Weinstadt eine Aktion zur Mitgliedergewinnung für den Dorfladenverein. Die nächsten 100 Mitglieder zahlen keinen Jahresbeitrag.

Was die Nahversorgung angeht, ist Schnait gegenüber anderen Weinstädter Ortsteilen vergleichsweise abgehängt. Der Oberbürgermeister weiß um die Problematik: „Die Grundversorgung in Schnait ist ein großes Thema und war in den vergangenen Jahren sehr rückläufig“, sagte Michael Scharmann dazu jüngst im Gemeinderat. Im Frühjahr machte der SB-Markt Stahl zu. Damit verlor der 3200-Seelen-Ort zugleich auch seine Postfiliale, die in dem Lebensmittelgeschäft untergebracht war. Ein großes Glück sieht der OB angesichts dessen darin, dass es zumindest weiterhin „s’Lädle“ des Dorfladenvereins Schnait in der Silcherstraße gibt. Dieses decke auf ehrenamtlicher Basis wenigstens ein kleines Spektrum zur Nahversorgung ab. „Für den Verein ist es ein großer Aufwand, es am Leben zu erhalten.“ Da man es als großen Wert ansehe, den Dorfladenverein in Schnait zu haben, wolle man dessen Strukturen stärken.

 

Die Neuen müssen mindestens ein weiteres Jahr Mitglied bleiben

Die Idee, die man hierzu im Austausch mit dem Verein entwickelt hat und die auch Zustimmung im Gemeinderat fand: eine Aktion zur Mitgliederwerbung. Den nächsten 100 Mitgliedern, die dem Dorfladenverein beitreten, sponsert die Stadt im ersten Jahr den Beitrag von 60 Euro. Die Bedingung: Die Neuen müssen mindestens ein weiteres Jahr Mitglied bleiben, um Mitnahmeeffekten entgegenzuwirken und dem Verein Sicherheit zur Kalkulation zu bieten. Denn allein vom Verkauf trägt sich das Lädle nicht, erklärt Wolfgang Lenz, der Vorsitzende des Dorfladenvereins. Zumal man bemüht sei, die Verkaufspreise konkurrenzfähig zu jenen von Supermärkten zu halten und nicht bestrebt sei, hohe Gewinne zu erzielen. „Durch die Beiträge haben wir gleich im Januar ein Polster, sodass wir nicht zittern müssen.“ Über das Jahr gehe die Kassenlage dann „scheibchenweise nach unten“. „Wir versuchen zum Jahresende auf null oder bisschen eine schwarze Zahl herauszukommen.“ In Schieflage indes komme man nicht.

2015 war das anders: Da stand der Verein wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten kurz vor der Auflösung. „Ein völlig neues Vorstandsteam hat dann im Jahr 2016 versucht, das Lädle zu sanieren“, sagt Lenz. Schritt für Schritt sei dies dann gelungen, mit vielen ehrenamtlichen Kräften, einem halbierten Monatsbeitrag und Einkaufsmöglichkeiten für Nicht-Mitglieder sowie einem um Backwaren erweiterten Angebot. Seither nehme die Mitgliederzahl laufend zu. „Corona hat dem Lädle einen weiteren Schub beschert.“ Die meisten Neukunden seien auch nach der Pandemie dem Lädle treu geblieben. Weitere neue Mitglieder und ein Umsatzplus von 20 Prozent habe die Schließung des Lebensmittelmarkts Stahl dem Verein beschert. „Insgesamt konnten wir die Umsätze seit unserem Neubeginn 2016 verdreifachen und die Mitgliederzahl auf rund 250 nahezu verdoppeln“, berichtet Lenz.

Wozu dann die Mitgliederaktion? „Es geht uns darum, die Solidarität der Schnaiter zu gewinnen, dem Lädle mit einem kleinen Mitgliedsbeitrag einen dauerhaften sicheren Stand zu geben.“ Schließlich würde es um die Nahversorgung in Schnait ohne das Engagement des Lädle-Teams nicht gut aussehen. „Also sollte es im Interesse aller sein, es zu stärken.“

Der Dorfladen Schlichten hat ein anderes Finanzierungskonzept

Der Unterstützung der Einwohnerschaft sicher sein kann man sich offenbar im Dorfladen Schlichten. Seit der Gründung der Genossenschaft 2014 und dem Bau des Ladens im Jahr darauf liege die Zahl der Mitglieder stabil bei 250 bis 255 Mitgliedern, berichtet Matthias Hotzel vom Vorstandsteam. Doch ist das Finanzierungskonzept ein anderes als in Schnait. Die Gelder der Mitglieder dienten lediglich zur Eigenkapitalbeschaffung und der Verbundenheit zum Dorfladen. „Wir halten den Laden durch den Geschäftsbetrieb aufrecht.“ Dieser sei auskömmlich. „Unser Ziel ist eine schwarze Null. Wir sind nicht darauf angewiesen, großen Profit zu machen.“