Das Kleindenkmal an der Sigmundtstraße 1 in Stuttgart-Vaihingen erinnert an Gustav Wessner, der von den Nazis ermordet worden ist.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die Initiative Stolperstein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrechen der Nazi-Zeit vor Ort zu benennen. Sie tut das unter anderem mit Kleindenkmalen, die so groß sind, wie ein Pflasterstein und dort in den Boden eingelassen werden, wo die von den Faschisten ermordeten Menschen zuletzt gewohnt haben. Der Kölner Künstler Gunter Demnig gestaltet und verlegt die aus Beton gegossenen Steine. Sie sind mit einer Messingtafel versehen, auf denen jeweils die Namen und die Lebensdaten der NS-Opfer stehen. Passanten sollen im Geiste darüber stolpern und innehalten. „Stolpersteine sollen ein Zeichen der Erinnerung sein, sollen die Opfer aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben“, schreibt die Initiative auf ihrer Internetseite. Mehr als 11 000 dieser Kleindenkmale gibt es mittlerweile in der Bundesrepublik und im Ausland. In Stuttgart verlegte Gunter Demnig am Mittwoch sieben weitere Stolpersteine – einen davon im Stadtteil Vaihingen.

 

Als Soldat wurde er während des Krieges psychisch krank

Der Stein vor dem Haus an der Sigmundtstraße 1 erinnert an Gustav Wessner. Karl-Horst Marquart von der Vaihinger Stolperstein-Initiative hat recherchiert und versucht, Informationen über sein Leben zusammenzustellen. Viel konnte er diesmal nicht finden. Gustav Wessner wurde am 8. November 1895 in Würzburg geboren. Seine Eltern waren der Gärtner Florian Wessner und Marie Wessner, geborene Schweizer. Sie wohnten – seit wann ist unbekannt – in Vaihingen auf den Fildern, und zwar im Haus an der Wilhelmstraße 1, der heutigen Sigmundtstraße. Der Sohn Gustav musste als lediger junger Mann, von Beruf Mechaniker, am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Als Soldat wurde er während des Krieges psychisch krank. Die Militärbehörde verurteilte ihn wegen Fahnenflucht zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe. Davon verbüßte er zunächst ein Jahr. Später kam er aber erneut ins Gefängnis. Und man diagnostizierte bei ihm als psychiatrische Erkrankung eine Schizophrenie.

Eine Vaihinger Künstlerin hat den Stolperstein gespendet

Nach dem Ersten Weltkrieg kam Gustav Wessner 1920 in die Heilanstalt Rottenmünster und war dort bis 1923. Vom 1. März 1923 an war er für 18 Jahre in der Heilanstalt Winnental. Von dort wurde er am 10. März 1941 in die sogenannte „Euthanasie-Anstalt“ Hadamar in Hessen transportiert und am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet. Auf dem Stolperstein steht: „Hier wohnte Gustav Wessner, Jg. 1895, eingewiesen 1923, Heilanstalt Winnental, ,verlegt’ 10.3.1941, Hadamar, ermordet 10.3.1941 ,AktionT4’“.

Die Vaihinger Künstlerin Christa Maria Eckhardt hat den Stolperstein für Gustav Wessner gespendet. Damit sei ein von ihr lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangenen, sagte sie bei der kleinen Feierstunde am Mittwochvormittag. Ihr sei es wichtig, an die Opfer des Krieges und des Nationalsozialismus’ zu erinnern. Der Stolperstein für Gustav Wessner ist das 20. Kleindenkmal dieser Art in Vaihingen.